Krieg und Frieden

Der Ukraine Krieg ist nahezu ein Jahr alt. Er bringt unheimliches – für uns nicht vorstellbares – Leid für die Menschen in der Ukraine und in Russland. Aber auch für viele Menschen bei uns und in der Welt hat er gravierende Auswirkungen. Das Einzige was den Politikern einfällt sind: Waffenlieferungen, Waffenlieferungen, Waffenlieferungen… Und die Presse wiederholt dies täglich immer wieder. Es ist schwierig zu beurteilen. Aber wenn keine Worte zu Verhandlungen zu hören sind oder niemand sich Gedanken macht wie der Krieg beendet werden könnte ist das bedenklich.

Vielen Menschen und auch mir macht die immer mehr um sich greifende Kriegsrhetorik ein großes Unbehagen. Wir begeben uns immer weiter auf einen Weg, von dem es dann irgendwann keine Umkehr mehr gibt.

Und: in diesem Zusammenhang ist auch immer an die vielen anderen Kriege und militärischen Auseinandersetzungen in der Welt zu denken. Es gibt viel Elend auf der Welt analog zu den vielen Waffen.

Hier einige Anmerkungen:

  • Es gibt nahezu nur EIN Thema in der Presse: Waffenlieferungen.
  • Und zwar von von CDU/CSU, FDP, SPD und vor allem den Grünen.
  • Die einzige Partei die konsequent für Verhandlungen eintritt sind Die Linke. – siehe HIER
  • Es gibt keine realistischen Ziele: die einen reden von den Gebieten zurückerobern, die anderen wollen auch die Krim zurückerobern, andere wollen Russland besiegen. Was ist davon realistisch?

Deshalb hier einige Anregungen und Diskussionsbeiträge. Beginnend mit dem Freiheitspreisträger von Memmingen Heribert Prantl.

Prantls Blick – Boris Kamikaze

Ein paar Tage vor der Ernennung von Boris Pistorius zum Bundesverteidigungsminister ist in Worpswede bei Bremen ein sehr ungewöhnlicher alter Herr gestorben – Heinrich Hannover. Er war ein Vorbild an Geradlinigkeit. Er wurde 97 Jahre alt, war also 35 Jahre älter als der neue Verteidigungsminister. Er war einst aus dem Zweiten Weltkrieg als Pazifist und Antimilitarist zurückgekommen und ist das bis zu seinem Lebensende geblieben – anders als viele Grüne, die einst friedensbewegt waren, es aber nicht blieben; manche von ihnen hat Heinrich Hannover, als sie noch jung und krawallisch waren, verteidigt. Hannover war nämlich Jurist wie Boris Pistorius einer ist. Er war Rechtsanwalt, er war Strafverteidiger; er schrieb Justizgeschichte, immer auf Seiten der Minderheiten – und, vor allem, auf Seiten des Friedensgebotes des Grundgesetzes, das, wie er mir vor Jahren schrieb, viel zu wenig beachtet und geachtet würde. 

In der Tat: Das Grundgesetz ist eine sehr friedliebende Verfassung, es enthält die Verpflichtung, „dem Frieden der Welt zu dienen“. Freilich wurde versäumt, dieses Friedensgebot zu spezifizieren und zu konkretisieren, so wie das mit dem Rechtsstaatsgebot und dem Sozialstaatsgebot sehr wohl geschehen ist. Das Friedensgebot blieb eine schöne, aber leere Formel; sie ziert das Grundgesetz, wurde und wird aber behandelt wie eine Verzierung. Das war und ist falsch; und das rächt sich in der öffentlichen Diskussion über den Ukraine-Krieg. Sie ist eine haltlose Diskussion, sie hat keinen Halt in der Verfassung – weil der Gehalt des Friedensgebots unklar ist. In der Debatte über das Für und Wider von immer mehr deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine spielen das Grundgesetz und sein Friedensgebot kaum eine Rolle. Vielleicht deshalb gilt die Warnung vor einer „Eskalation“ des Krieges als ein Ausdruck der Verzagtheit, vielleicht deshalb gilt Kriegsrhetorik als Ausdruck von Realismus. Das ist aber nicht ganz neu. Der Militärhistoriker Wolfram Wette hat schon lange vor dem Ukraine-Krieg einen „beängstigenden bellizistischen Diskurs in Teilen der Meinungseliten“ festgestellt und soeben in der Samstags-SZ das Schicksal des Mottos „Nie wieder Krieg!“ nachgezeichnet. Es war das leitende Motto von Heinrich Hannover. 

HIER der Artikel – Prantls Blick: Boris Kamikaze

Der Anfang des „Blickes“

Wir leben in sehr gefährlichen und zugleich sehr merkwürdigen Zeiten. Warum sie sehr gefährlich sind, weiß jeder: Der Krieg in der Ukraine  ist bedrohlich nahe. Warum sie sehr merkwürdig sind, zeigt sich bei den Diskussionen über diesen Krieg. Generäle a.D., also Spezialisten für militärische Auseinandersetzungen, warnen vor weiteren Waffenlieferungen an die Ukraine. Und Pazifisten a. D., die Grünen also, fordern immer mehr Waffenlieferungen an die Ukraine. Die Grünen sind da in Deutschland die treibende Kraft; Zurückhaltung gilt ihnen als „Gewürge“. So nannte das soeben der grüne Abgeordnete Anton Hofreiter in der Talkshow von Markus Lanz.

Nachdenkseiten: Krieg und Frieden

„Wenn Journalisten die Kriegstrommeln schlagen und Generäle den Frieden fordern, läuft irgendwas komplett falsch.“

Die Kriegstrommeln schlagen jetzt eher die Politiker, die Journalisten wiederholen nur – allerdings ohne es allzu kritisch zu hinterfragen – was die Politiker täglich diskutieren und fordern.

HIER der Artikel in den „Nachdenkseiten“. HIER Leserbriefe zu dem Artikel

Leo Tolstoi: Krieg und Frieden

HIER der Wikipedia zu dem Roman

„Im Allgemeinen wollte Tolstoi zeigen, wie sich große historische Ereignisse im Leben der einfachen Leute niederschlagen, wie sehr sich diese in turbulenten Situationen verändern….“