Schule und Digitalisierung

In der letzten Stadtratssitzung wurde der Masterplan zu Digitalisierung der Memminger Schulen vorgestellt. Es gab viel zu wenig Zeit, dieses wichtige Thema in ausreichender Weise zu diskutieren.

HIER gehts zum Masterplan der Stadt Memmingen

Deshalb hier einige Diskussionspunkte

Dies ist ein großes Thema und beschäftigt viele Menschen auf sehr unterschiedliche Weise. Es gibt Forderungen nach vollständiger Digitalisierung und ebenso die vollständige Ablehnung. Corona hat wie in so vielen Bereichen die Probleme und Aufgabenstellungen schlagartig sichtbar gemacht. Manfred Spitzer, der Ulmer Hirnforscher z.B. vertritt dass digitales Lernen schadet.

Fakt ist, dass Computer und Internet aus unserem Leben nicht mehr zu verbannen sind und dass Kenntnisse in fast allen späteren Berufsfeldern unentbehrlich sind.

Hier zuerst mal die Problematik in mehreren Punkten:

Kinder sind “Digitale Natives” 

(bezeichnet eine Person, die von Kindheit an mit Informationstechnologien und dem Internet aufgewachsen ist und eine Welt ohne digitale Medien nicht kennt.) Ja Kinder wachsen mit dem Internet auf, sind daher aber noch lange keine “Experten”. Wahrheit und Lüge sind schwer zu unterscheiden. Da wäre für die Schule ein wesentlicher Aufgabenbereich: Umgang mit digitalen Medien. 

Kinder und Schüler hängen nur an Handys

Es gibt Untersuchungen über Suchtverhalten von Kindern was das Handy betrifft. Es gibt aber auch Untersuchungen, dass Kinder und Jugendliche, die viel in sozialen Netzwerken unterwegs sind auch mehr persönliche Kontakte haben. Für sie sind Computer schon immer da und überall. Sie sehen das oft nüchterner, als wir es ihnen zutrauen: als Werkzeuge, Spielzeuge, Alltag und Zeitfresser. Wichtiger ist den meisten immer noch das Bedürfnis nach echten Erfahrungen, nach Klassenfahrten, nach Schlammschlachten…

Digitale Medien verdummen

Manfred Spitzer vertritt diese Theorie. Auch hier kommt es wesentlich auf den Umgang an. Und auch hier gilt: es ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Also müssen wir es auch lernen. Es kommt auf das WIE an. Wir müssen da eher die Schulen ändern.

Die Schulen sind schlecht auf die Digitalisierung vorbereitet

“Die” Schulen gibt es nicht. Für die digitale Ausstattung gibt es (viel) Geld, entscheidend ist was man mit dem Geld macht. Und es hängt davon ab, wie viel die Schulen selbst entscheiden können. Es hängt auch von dem Wissen und dem Interesse der Lehrer*innen ab. Für Schulen und die Kinder gelten  strenge Anforderungen für Datenschutz. Da wir zu viel auf die “großen” Firmen vertraut und die Politik bietet zu wenig Rahmenstruktur. Microsoft und Co haben zu viel Einfluss.

Wir brauchen kein Faktenwissen mehr

Das hört man immer wieder. Kann man doch alles bei Wikipedia nachschauen. Natürlich brauchen wir noch Faktenwissen und es wurde auch in der „vor digitalen Schule“ auch (fast) nur Faktenwissen vermittelt. Was wir dringend brauchen ist es die Zusammenhänge und Hintergründe zu vermitteln und zu versthen. Und das ist in der digitalen Welt noch viel wichtiger.

Digitales Wissen und digitale Bildung ist dringend nötig, ich denke das streitet niemand ab. Es kommt darauf an, wichtige Rahmenbedingungen zu schaffen.

WLAN ist schädlich

Studien belegen: WLAN-Strahlung ist gesundheitsschädlich. Konzentrations- Leistungsfähigkeit werden beeinträchtigt. Mehr als 100 Studien weisen nach, dass durch WLAN-Netze und Endgeräte die Schüler erheblichen gesundheitlichen Risiken ausgesetzt sind. Schon nach kurzer Zeit kann z.B. die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit deutlich herabgesetzt werden. In Folge kann dies weitreichende Auswirkungen auf die psychische Entwicklung, den Lernerfolg und Berufschancen haben. Siehe Diagnose Funk (Link unten)

Was bedeutet das?

Kindergärten

In Kindergärten sollte keinerlei Einsatz von WLAN. 

Andere Formen von Unterricht sind gleichwertig – und musische Fächer stärken

Es ist nicht sinnvoll und auch nicht nötig, Internet per WLAN immer und überall in Schulen zur Verfügung zu haben. Alle anderen Formen von Unterricht sind genauso wichtig, wenn nicht wichtiger. Es wären viel mehr Sport, Musik, Kunst nötig. 

Computer per Kabel verbinden.

Ich weiss, das klingt heute vollständig antiquiert, ist technisch möglich und würde die Strahlenbelastung in Schulen nahezu auf Null bringen.

Digitalen Unterricht bündeln und ausschalten.

Der Einsatz von Internet und WLAN könnte eventuell auf bestimmte Zeitzonen in der Schule beschränkt werden, in anderen Zeiten wird es abgeschaltet. Dann wäre der Diskussion ums WLAN schon mal die Spitze genommen.

Abstand von Routern

Wenn Router im Klassenzimmer: Der Router sollte mit Abstand zu Schülern und Lehrern installiert sein (auf reflektierenden Untergrund zum Schutz der Nachbarräume). Eventuell sollte die Leistung reduziert werden.

Alternativen

Kabellose Datenübertragung mit Visible Light Communication (VLC) erfolgt über eine LED-Raumbeleuchtung. In Württemberg gibt es Pilotprojekte – siehe LINK unten

Die größten Probleme

Die digitale Welt vergrößert die sozialen Unterschiede

Es vergrößert die Unterschiede hier in Deutschland, vor allem aber auch zwischen der reichen Welt und der armen Welt. Da gibt es viele Gründe: das hängt mal von der Hardware ab, die sich Eltern leisten können, auch vom “Interesse” der Eltern und wie die Kinder gefördert werden. In vielen Ländern hängt es auch davon ab, ob Strom vorhanden ist. Dann ist das Internet vorwiegend in Englisch, das entwickelt sich zwar immer zur Weltsprache verstärkt aber stärkt auch die “Herrschaft” der großen amerikanischen Firmen. 

Den sozial schwachen hier Rechner und Tablets kostenlos zur Verfügung zu stellen, geht in die richtige Richtung, aber viel wichtiger wäre eine persönliche Betreuung und Schulung, um die Unterschiede zu reduzieren (siehe Finnland).

Die digitale Welt wird von wenigen Großkonzernen beherrscht.

Für Schulen wären ganz andere Systeme nötig: standardisierte, langlebige und einfache Hard- und Software. Die rasend schnelle Neuerung in diesem Sektor zwingt die Schulen und den Staat zu immer mehr und immer schnelleren Investitionen. Dabei hängt man doch immer dem neuesten Stand weit hinterher. Die Großkonzerne müssten gezwungen werden (ich weiss das hört man nicht gerne), diese Systeme zur Verfügung zu stellen und zu pflegen. Stattdessen macht man sich dauerhaft von ihnen abhängig.

Dazu bräuchte es aber wohl ein gemeinwohlorientiertes Wirtschaftssystem

Links

  • HIER Diagnose Funk – setzten sich sehr ausführlich und fundiert mit der Strahlen-Problematik auseinander
  • HIER die Forderungen von Diagnose Funk
  • HIER Infos zu Visible Light Communication (VLC) vom Frauenhofer Institut
  • HIER Kinder in der digitalen Welt von Unicef – über die Ungleichheit
  • HIER Auswirkungen auf die Geschlechtergleicheit der Digitalisierung von Brot für die Welt
  • HIER EMF-data: Forschungsdatenbank über die Auswirkung von elektromagnetischen Feldern des Mobilfunkes
  • HIER Kita.de – Digitales Lernen (ist Deutschkands führendes Informationsportal für Kitas, Träger, ErzieherInnen und Eltern)
  • HIER Kommunal – Digitalisierung der Schule – alles was sie wissen müssen
  • HIER Bayerische Staatszeitung: Tablets sind nicht das Allheilmittel
  • HIER Renate Hendricks – MdB (SPD) zum finnischen Schulsystem – als Anregung