Die Sensation

Der neue OB von Memmingen, gewählt mit 55,4% im ersten Wahlgang – mit seiner Frau.

Bild Ralf Lienert – https://www.allgaeuer-zeitung.de/allgaeu/memmingen/wahlergebnis-ob-wahl-memmingen-ergebnisse-der-oberbuergermeisterwahl-2023-heute-kandidaten-manfre_arid-542166

Wir gratulieren Jan Rothenbacher zu seinem Erfolg und wünschen uns den frischen Wind im Rathaus, den er versprochen hat. Wir wünschen ihm viel Kraft, Ausdauer, Geduld, Geschick und Durchsetzungsvermögen, das nötig sein wird, dieses Amt auszufüllen.

Das Ergebnis:

  • Manfred Schilder: 38,3 % (Amtsinhaber)
  • Jan Rothenbacher: 55,4 %
  • Krimhilde Dornach: 3,0%
  • Nur Sensoy: 3,3 %

HIER – die Seite der Stadt zur Wahl mit allen Ergebnissen.

Nachdem gestern 62,3% Wahlbeteiligung gemeldet wurde, ist sie heute auf 46,3% korrigiert worden. Sie ist damit entschieden zu niedrig.

Damit hätte niemand gerechnet. Im ersten Wahlgang mit dieser Deutlichkeit zu gewinnen ist unfassbar. Dass es so eindeutig ausfallen würde, hat niemand vorhergesehen. Es ist ein Erdrutschsieg.

Allgemein wurde mit einem Sieg des Amtsinhabers gerechnet. Erst in den letzten Wochen drehte sich das Bild. Der Wunsch nach Veränderung wurde spürbar. Immer mehr schien möglich, dass es zu einer Stichwahl kommt. Aber so richtig daran glauben mochten wenige. Stichwahl war aber das höchste der Gefühle, an einen Sieg im ersten Wahlgang und dann mit dieser Deutlichkeit dachte niemand – nicht einmal die Optimisten in der SPD.

Jan Rothenbacher hat bis auf Einen alle Stimmbezirke gewonnen. Zum Teil überraschend und deutlich.

  • Amendingen 1: 60,9%
  • Amendingen 2: 52,1%
  • Steinheim 1: 51,4%
  • Steinheim 2: 53,1%
  • Dickenreishausen: 62,9%
  • Volkratshofen: 55,4%

Alles eigentlich sichere CSU Hochburgen.

Die Stimmbezirke mit den höchsten Anteil von Rothenbacher Stimmen:

  • Eisenburg: 71,0%
  • Dickenreishausen: 62,9%
  • Vöhlingymnasium Bezirk 9: 62,6%
  • Briefwahl Bezirk 1: 61,1%
  • Amendingen 2: 60,9%
  • Briefwahl Bezirk 5: 60,7%

Den einzigen Stimmbezirk, den Manfred Schilder gewinnen konnte: Theodor-Heuss-Schule II mit 49,4% (Rothenbacher 41,5%).

Dieses deutliche Ergebnis ist schwer zu erklären. Aber anscheinend war vielen Menschen klar, dass tatsächlich auf allen Feldern mehr geschehen muss und das traute man dem jungen SPD-Kandidaten eher zu.

Die Aussagen änderten sich immer mehr von „Der ist doch viel zu jung“ hin zu „Lasst doch mal die Jungen ran“. Gerade von vielen älteren Menschen war das oft zu hören

Jan Rothenbacher trat auch immer sicherer auf und war sehr gut in die Memminger Themen eingearbeitet. In vielen Gesprächen mit den Bürger:innen brachte er das gut an und trat sehr offen und nahbar auf. Die Kombination von Kompetenz und offenes Zugehen auf Bürger gab wohl dann den Ausschlag.

Es war am Abend öfter zu hören, „das hat Manfred Schilder nicht verdient“. Dies ist für ihn sicher nicht einfach zu „verdauen“ und wir möchten ihm hier unseren Dank aussprechen für seinen Einsatz in den letzten sechs Jahren.

Aber anscheinend herrschte der Eindruck vor, dass die nötigen Entscheidungen von ihm nicht getroffen wurden und auch in den nächsten sechs Jahren nicht zu erwarten sind. Und diese Einschätzung ist unserer Meinung nach auch richtig. Unsere Grün-Linke Fraktion hat immer wieder tatsächliche Entscheidungen eingefordert, zuletzt beim Klimaschutz- und Mobilitätskonzept.

Foto Alexandra Wehr, Pressestelle Stadt Memmingen

Auch die „Symbolik“ mit der geschenkten Wurst am Infostand ging unserer Meinung nach hinten los. Vielen Menschen ist klar – ohne dass man ihnen das vorschreiben muss – dass der hohe Fleischkonsum nicht mehr in die Zeit passt. Obwohl viele Menschen tatsächlich auf das Auto angewiesen sind, ist die Bevorzugung des Autos ein Auslaufmodell. Viele wünschen sich zumindest eine Ausgewogenheit zwischen Auto, ÖPNV, Fahrrad und Fußgängern.

Und dass beim Klimaschutz große Defizite in Memmingen herrschen, ist vielen bewußt. Nicht umsonst hat der Verein „KIMM – Klimaintiaitve Memmingen e.V.“ so großen Zulauf. Und KIMM war auch einer von vielen kleinen Bausteinen für den Erfolg von Jan Rothenbacher.

Wir – Die Linke. – wünschen Jan Rothenbacher viel Erfolg, Ausdauer und Energie. Wir werden an seiner Seite stehen, wenn er die sozialen Aspekte für Menschen mit geringem Einkommen nicht aus dem Blick verliert. Wir wünschen uns von ihm eine Politik, die breite Schichten der Bevölkerung mit einbezieht, und sich dafür einsetzt, dass alle ein gutes Auskommen haben – auch und vor allem die, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen.