Politik und Sprache

In den USA und auch bei uns ist die Freude groß, dass Trump abgewählt wurde. Der Riss in den USA ist riesig: dass so viele Amerikaner*innen Trump gewählt haben, wie noch nie vorher ein Republikaner Stimmen bekommen hat, ist äusserst bedenklich. Die Meinung dieser Menschen wird sich nicht über Nacht ändern.

aus: Portal für Ethik und Achtsamkeit

Die Sprache ist ein entscheidendes Kriterium. Es gibt keine gemeinsame Sprache mehr. Begriffe werden umgedeutet. Das ist auch hier mit der AFD das gleiche Problem.

Dass sich die Arbeiter, die ärmeren Menschen, die unterpriviligierten Menschen nicht mehr von den Linken Parteien (SPD / DIe Linke) vertreten fühlen, hängt auch mit der Sprache zusammen.

Eure Moral – unsere Moral

Die SZ greift dieses Thema in einem guten Artikel auf. Einige Punkte sind unten zitiert, ansonsten der ganze Artikel – HIER SZ: Eure Moral, unsere Moral – ganzer Artikel

Für die Jubelfeiernden auf dem Columbus Circle, den Straßen von Philadelphia, Chicago oder L. A. ist die siegreiche Moral das Gegenteil von Donald Trumps amoralischem Regierungsstil, seinen Gegengeschäften, seinem Rassismus, seinem Frauen- und Fremdenhass, seiner Bereitschaft, für ein paar politische Pluspunkte auch Grausamkeiten anzuordnen.

Für die Demonstranten allerdings, die in Arizona, Michigan und Oregon noch einmal für Trump auf die Straße gingen, hat das Wort Moral eine ganz andere Bedeutung. Auch für sie ist Moral ein Gegenteil, und zwar zum Haltungskatalog der Kosmopoliten, Gebildeten und Liberalen. Jenen Eliten, deren Lieblingsbegriffe Toleranz, Gerechtigkeit und Vernunft für viele konservative Amerikaner Codewörter für Besserwisserei, Gängelung und Gottlosigkeit sind.

Die Schlussfolgerung; es gibt keine gemeinsame Sprache mehr. Moral ist keine allgemeingültiger Begriff sonder ein Kampfbegriff von beiden Seiten.

Dies ist keine Erfindung von Trump. Seit Nixon, dann Reagan, dann die beiden Bush – sie haben die Sprache um den Begriff Moral eskaliert.

Ronald Reagan ließ diesen Kampf an der Front der Moral eskalieren, flankiert von Religionsführern, die ihre Organisation in Anlehnung an Nixon sogar „moral majority“ nannten, moralische Mehrheit. Ein roter Faden, den Konservative wie Newt Gingrich und George W. Bush aufnahmen. Mit Erfolg.

Wahlentscheidungen werden nicht aus vernünftigen Gründen gefällt: meistens aber aus moralischen und intuitiven Gründen gefällt werden. Die fünf moralischen Fundamente dabei sind: Mitgefühl, Gerechtigkeitssinn, Loyalität, Respekt für Autorität und Glauben.

Aber nicht nur das Wort Moral wurde politisch aufgeladen. Reagan machte aus dem Glauben eine politische Standortbestimmung, George W. Bush zementierte die konservative Auslegung der Wörter Freiheit und Demokratie.

Dies ist nicht neu. Die politische Ausrichtung der Sprache und Umdeutung von Begriffen ist eine der ältesten Strategien von Krieg und Dikatur.

Frühe Beispiele finden sich in Thukydides Geschichte des Peloponnesischen Krieges und der ist inzwischen auch fast 2500 Jahre her. Schon damals wurden Umsicht zu Feigheit und Unverschämtheit zu Courage umgedeutet.

Und insgesamt gilt: … ist die Umdeutung von Worten der erste Schritt, um den freien Willen eines Menschen langfristig zu brechen. Diktaturen und Sekten tun das“.

Und das ist heute nicht anders.

Weitere interessante „Seiten“

Siehe auch: HIER Portal für Ethik und Achtsamkeit – Mit Sprache Politik machen

Und noch ein geniales Buch zu vielen Themen

Klappentext: Als sein Vater stirbt, reist Didier Eribon zum ersten Mal nach Jahrzehnten in seine Heimatstadt. Gemeinsam mit seiner Mutter sieht er sich Fotos an – das ist die Ausgangskonstellation dieses Buchs, das autobiografisches Schreiben mit soziologischer Reflexion verknüpft. Eribon realisiert, wie sehr er unter der Homophobie seines Herkunftsmilieus litt und dass es der Habitus einer armen Arbeiterfamilie war, der es ihm schwer machte, in der Pariser Gesellschaft Fuß zu fassen. Darüber hinaus liefert er eine Analyse des sozialen und intellektuellen Lebens seit den fünfziger Jahren und fragt, warum ein Teil der Arbeiterschaft zum Front National übergelaufen ist. Das Buch sorgt seit seinem Erscheinen international für Aufsehen

Hier wird soziologisch sehr genau geschildert, wie diese Umdeutung der Sprache geschieht, was das bedeutet und was das mit den Menschen macht.

Es ist auch sehr persönliches Buch, das den schwierigen Weg eine Arbeitersohnes unter die Intellektuellen erzählt, und die Rückkehr ins Elternhaus nach vielen Jahrzehnten anläßlich des Todes seine Vater, was es damals und heute bedeutet schwul zu sein und es ist eine Analyse, warum viele kommunistische Wähler in Frankreich „Front National“ wählen.