T2: Handel und mehr

Ganz aktuell: 13.11.20: Umfrage der Memminger Zeitung — größer

Handel im Zusammenhang

Jetzt noch Ende des Jahres soll die Entscheidung über den Weinmarkt fallen: sperren oder nicht!

Wir Die Linke. sind für die Sperrung! Die Sperrung wird im wesentlichen von den Einzelhändlern kritisiert.

Unserer Meinung nach hängen viele Entscheidungen/Untersuchungen zusammen. Dazu gehört:

  • Untersuchung VU Altstadt
  • Rosenviertel und Umfeld
  • Einzelhandelskonzept
  • Mobilitätskonzept, das in Memmingen kommen soll
  • darunter: Fahrradkonzept, ÖPNV, Autoverkehr in der Innenstadt
  • auch Altstadtsatzung mit Schutz der Altstadt

Wir werden bis zur Entscheidung das Thema ausführlich von mehreren Seiten beleuchten:

  • bereits vorgestellt: „Weinmarkt und Verkehrswende“
  • Hier der „Handel, Weinmarkt und mehr“
  • dann werden wir das neue Memminger Einzelhandeskonzept ausführlich vorstellen: „Ein Konzept für die Zukunft?“
  • wir werden uns mit dem Auto beschäftigen: „Land der Denker – Land der Lenker“
  • zum Schluß mit „Gemeinsam statt individuell: das Umdenken beginnt im Kopf“ (hier dann auch über Verkehrsverbünde, Carsharing, aber auch über den immer weiter um sich greifenden Egoismus)

Der Handel im Wandel

Das „Sterben“ der Innenstädte ist voll im Gange. Die Einzelhändler schließen, Städte veröden. Hier im Süden ist es noch vergleichsweise gut, aber die Änderungen sind nicht zu übersehen. Und es stehen Entscheidungen an.

Mit den Änderungen beim Handel ändern sich auch unsere Innenstädte. Auch hier sind „neue“ Konzepte nötig. Hier sollen diese beiden Aspekte beleuchtet werden:

Die Gründe für die Probleme des Einzelhandels sind vielfältig:

  • der stark zunehmende Online-Handel
  • die Einkaufszentren und Industriegebiete am Stadtrand
  • die hohen Mieten in der Innenstadt
  • ein wichtiger Punkt: immer weniger Menschen sind bereit, sechs Tage die Woche zu arbeiten, auch am Samstag
  • Geschäfte-Inhaber finden immer weniger Nachfolger
  • und jetzt auch noch Corona: viele Trends werden verstärkt.

Es ist zu überlegen: was kann eine Kommune tun, um den Einzelhandel in der Stadt zu stärken. Es gibt dazu viele Studien und es gibt viele Möglichkeiten und vieles weist über den Handel hinaus

Memmingen hat schon ein Einzelhandelskonzept beschlossen: Güter der Nahversorgung können nicht mehr im Industriegebiet angesiedelt werden – sie müssen in der „Stadt“ angeboten werden. Memmingen hat auch eine sehr aktive Wirtschaftsförderung. Sie hat durch die Lage am Autobahnkreuz und durch die Lage am Bahnkreuz optimale Bedingungen.

Handel: Strategien für die Innenstadt

HIER Strategien für die Innenstadt – BBE Standortberatung, München

Die meisten der nachfolgenden Darstellungen und Argumente sind aus diesem Konzept, ergänzt durch die Situation und die Erfahrungen aus Memmingen.

Nahversorgung zahlt sich aus

aus Webinar – siehe oben

Die Grafik zeigt:

  • Soziale und räumliche Nähe wird wichtiger
  • Mobilitätsverhalten ändert sich: mehr mit Fahrrad und zu Fuß, weniger Auto, damit weniger Parkplätze
  • Qualität und Regionalität werden wichtiger, Preis wird weniger wichtig.

Dies gilt natürlich nicht für alle Menschen und gilt für Menschen in der Stadt. Für sozial schwache Menschen ist der Preis immer noch entscheidend und die schnelle Erreichbarkeit (oft auch ohne Auto).

Stadt – Land

Die Vitalität einer Stadt lebt auch davon, dass die Menschen von ausserhalb in die Stadt kommen, sowohl zum Einkaufen als auch zu kulturellen Ereignissen.

Hier wird das Auto noch länger das wichtigste Verkehrsmittel bleiben. Dazu braucht es verschiedene Strategien:

  • am erster Stellen wollen wir nennen: es muss nicht immer das eigene Auto sein. Dringend notwendig wären Car-Sharing Modelle auf dem Land, Förderung von Gemeinschaftsautos, mehr Fahrgemeinschaften, Nachbarschaftshilfen …
  • nötig sind zentrumsnahe Parkplätze – das ist z.B. in Memmingen bereits gut gelöst mit den vielen Parkhäusern in der Innenstadt oder am Rand der Innenstadt.
  • dazu braucht es ein gutes Leitsystem zu den Parkhäusern mit Platzkapazität und Entfernung zur Innenstadt
  • es braucht Plätze wo die Menschen ihren Einkauf zwischenlagern können (entweder in den Läden oder besser Schließfächer an zentralen Orten oder in den Parkhäusern)
  • und es brauche nicht zuletzt einen verstärkten und beschleunigten Ausbau des ÖPNV

Gastronomie – das neue Shopping

In vielen Städten erlebte die Gastronomie einen regelrechten Boom. Sie übernahmen viele Flächen von Textilgeschäften. Dies ist durch Corona vorerst gestoppt.

In Memmingen scheint das anders zu sein. Die Gastronomie in Memmingen schrumpft allgemein. Hier wäre mal die Gründe genau zu überlegen und zu untersuchen. Es ist jetzt nicht primäre Aufgabe der Stadt, die Kneipenszene aktiv zu „gestalten“ aber die Rahmenbedingungen kann die Stadt vorgeben und wie beim Einzelhandel einwirken.

  • Erlebnisorientierung und Gemeinschaftsgefühl sind die treibenden Kräfte für weiteres Wachstum
  • es ist die optimale Ergänzung zum Einkaufen: nach dem Einkaufen Treffen mit Freunden (dies funktioniert an den Markttagen, vor allem am Samstag in Memmingen schon ganz hervorragend).
  • Gastronomie erhöht die Verweildauer und die Kundenfrequenz in der Stadt

Branchenvielfalt

Branchenvielfalt kann die Stadt unserer Einschätzung nach auch nur sehr bedingt ändern. Dies ist durch eine gezielte Wirtschaftsförderung etwas zu beeinflussen. Dies wird durch das Amt für Wirtschaftsförderung in Memmingen bereits gut gefördert und unterstützt.

  • ein Branchenvielfalt erhöht die deutlich die Kundenfrequenz.
  • Konzentration auf urbane Kerne: auch dies wurde im neuen Einzelhandelskonzept berücksichtigt, indem 5 Bereiche für Ansiedlung definiert wurden

Individuelle Serviceangebote

Diese Herausforderung liegt vor allem im Verantwortungsbereich der Einzelhändler. Die Stadt kann das durch Infrastrukturmaßnahmen unterstützen.

  • z.B. Lieferservice nach Hause
  • in Parkhäusern Schließfächer, wo die Waren hingeliefert werden können
  • telefonische und online Kundenberatung
  • Platz für Einkäufe zum Zwischenlagern
  • möglich wären auch Miet-Lastenräder an den Parkhäusern

Hier gibt es viele Möglichkeiten den Service zu verbessern bzw. erst mal anzubieten. Mit z.B. den Schließfächern in den Parkhäusern gibt es dann auch eine Verbindung mit den Gästen vom Land, die hier parken und diesen Service in Kauf nehmen können.

Digitale Sichtbarkeit

Hier liegt unserer Einschätzung nach ein großes Potential. Der Online-Handel muss und kann zum Teil in die Geschäfte verlagert werden.

  • große Bildschirme an denen die Kunden beraten werden können. Sie können dann im Geschäft bestellen und es wird ihnen nach Hause geliefert
  • es bleibt dann ein Teil des Geldes beim Ladenbesitzer. Dies braucht sicher Verhandlungen mit den Herstellern
  • dadurch wird die Bindung an den örtlichen Laden mit dem Bestellen im Internet verknüpft.

Ikea z.B. hat diesbezüglich seine Strategie geändert: sie bauen keine neuen großen Märkte meht wo alles sofort mitgenommen werden kann (Memmingen hat ja die direkten Auswirkungen dieses Wechsels mitbekommen). Sie bauen jetzt in Innenstadtlagen (z.B. München gibt es das bereits) Läden mit wenig Objekten, aber mit Beratung vor Bildschirmen, Hilfe bei der Konfiguration und Planung, dann Bestellung und Lieferung nach Hause.

Wohnen in der Innenstadt

Wohnen in der Stadt ist wieder total attraktiv. Die Junge Generation misst urbanen Lebensstil eine höheren Wert zu als Wohnen im Grünen

  • kurze Wege zum Einkaufen
  • sofort in der Kneipenszene um sich mit Freunden zu treffen
  • brauchen keine Auto (tatsächlich steigt der Anteil der jungen Menschen ohne Auto)

Dies ist ein Trend der auch in Memmingen sichtbar ist und unterstützt werden könnte. Das Problem dabei ist, dass im Erdgeschoß kaum Wohnungen möglich sind. Was wäre zu überlegen:

  • in Memmingen gibt es in der Innenstadt viel historischen Altbestand. Hier bräuchte es aktive Hilfe und Unterstützung bei der Sanierung. Ein kleine „Anschubfinanzierung“ würde oft helfen
  • Dienstleister „bewegen“ von oberen Stockwerken ins Erdgeschoß zu ziehen. Das betrifft Architekten, Ärzte, Rechtsanwälte… Dann würden diese Räume oben für Wohnungen frei
  • In aufgelassenen Läden könnten z.T. Ferienwohnungen gemacht werden (in Berlin und anderen Städten gibt es das bereits). Wäre gleichzeitig Tourismusförderung und die Besucher wären inmitten des Geschehens.
  • Zwischennutzung für Künstler, sonstige Interessenten

Auch dies ist ein Prozess der mittelfristig wirkt, aber jetzt kann ich damit eine Richtung vorgeben in die sich die innenstadt entwickeln kann und soll.

Freizeit – Mehrwert für die Innenstadt

Dies ist ein Aspekt, der immer mehr an Bedeutung gewinnen wird. Der Handel in den Innenstädten wird abnehmen und der Freizeitwert muss zunehmen. Ein Verknüpfung von Handel, Freizeit, Gastronomie und Dienstleistung macht die Städte attraktiv.

Der Handel kann davon nur profitieren. In der Stadt – im Gegensatz zum Industriegebiet – kann ich Einkaufen und Freizeit verbinden.

Denn: Kein Mensch muss zum Einkaufen noch in die Stadt kommen.

Tourismus belebt die Innenstadt

Die Bedeutung des Tourismus wurde von der Stadt erkannt. Hier wird auch viel unternommen. Die Voraussetzungen sind für Memmingen äusserst gut, mit den Bergen in der Nähe, mit Ulm und den „Reichsstädten“ in Württemberg, mit Neuschwanstein … Aber auch die Stadteigenen Events mit Wallenstein und Fischertag sind überregional bekannt

Wo ist noch Verbesserungpotential:

  • wie kann die Verweildauer in der Stadt verlängert werden
  • wie kann der Service zu den Highlights im Allgäu verbessert werden
  • wie kann z.B. der Illerradweg besser einbezogen werden

Veranstaltungen und Events

Dies ist ein Bereich, der unserer Einschätzung nach in Memmingen bereits sehr gut funktioniert. Es gibt viele Event in der Stadt, die den Verkauf fördern, z.B. Memmingen blüht …

Hier noch einige Überlegungen

  • der Platz vor der Stadthalle ist ein sehr zentraler Platz aber auch sehr öde. Wie kann dieser Platz belebt werden?
  • Theateraufführung ausserhalb des Theater – Kultur in den öffentlichen Raum
  • welche Veranstaltungen können wo für Jugendliche angeboten werden – ein großes Minus in Memmingen?
  • welche Veranstaltungen können wo für Kinder angeboten werden – neben dem Großereignis Kinderfest?

Leerstandsmanagement und temporäre Nutzung

Dies wurde zum Teil bereits weiter oben behandelt und gilt in Memmingen in besonderem Maße, bedingt durch das Alter der Gebäude und den Sanierungsstau.

  • Leerstand in der Innenstadt erfassen (Wohnungen und Läden)
  • zusammen mit den Eigentümern Lösungen suchen
  • Unterstützung bei Sanierungen
  • Hilfe bei Vermietungen

Zusammenfassung

Die Innenstädte und damit der Handel haben sich rasant geändert und werden sich weiterhin ändern.

ALLE oben angeführten Gründe und Lösungsansätze basieren auf mehr „AUFENTHALTS-QUALITÄT“ in der Innenstadt.

Dies bedingt zwangsläufig, dieser „Qualität“ im wahrsten Sinne des Wortes mehr Raum zu geben. Raum der bisher vor allem von Autos besetzt ist. Öffentlichen Raum in dem Umfang wie bisher für Autos zu „privatisieren“ wird in Zukunft nicht mehr möglich und nötig sein. Dieser Platz muss den Bürger*innen wieder zurück gegeben werden.

Unserer Meinung nach sind viele Verbesserungen möglich und werden so oder so kommen. Je mehr wird diese Änderungen aktiv gestalten umso mehr Einfluss haben wir darauf:

  • durch die Änderung der Mobilität werden die Auto weniger werden.
  • sie werden zunehmend durch Elektrofahrzeuge ersetzt
  • sollte sich die wirtschaftliche Lage verändern, wird das „Unternehmertum“ wieder zu nehmen: wenn die Industrie weniger Arbeitsplätze anbietet, muss der Einzelne was „unternehmen“
  • es müssen und werden auch die Reparatur-Dienstleistungen und andere Dienstleistungen zunehmen

Viele Punkte werden in der Verwaltung und im Stadtrat diskutiert. Uns geht noch ab, dass die Punkte in einer Gesamt-Schau betrachtet und diskutiert werden. Und uns geht der Mut für zukunftsweisende Entscheidungen ab.

Mit den Rezepten der Vergangenheit werden wir die Zukunft nicht gewinnen.