
Einzelhändler am Weinmarkt sind gegen die Sperrung
Die Einzelhändler am Weinmarkt sind sind gegen die Sperrung des Weinmarkts, sie sprechen sich auch gegen eine Einbahnregelung aus.
Wir finden, dass die Einzelhändler am Weinmarkt von der Schließung profitieren würden. So wie die Händler in der Fußgängerzone auch von Sperrung profitiert haben – das sind jetzt 1a-Lagen.
Der Bund Naturschutz schreibt in einer Presseerklärung: Soll das am Geschäftsinteresse einzelner ansässiger Unternehmen, die auf Parkplätzen vor der Tür bestehen, scheitern? Als Memminger Bürger sind wir uns sicher, dass die Bedenkenträger aufgrund ihres hervorragenden Rufes nicht in Sorge geraten müssen ihre Kundschaft zu verlieren.
Das sehen wir genauso und wir sind sicher dass uns die Zukunft recht geben wird.
Der Einzelhandel steht nicht zum ersten mal vor einem Strukturwandel
Hier das beschlossene Einzelhandelskonzept in der Reihe „Weinmarkt und mehr … “ Im Dezember soll über den Weinmarkt entschieden werden. Wir wollen das Thema ausführlich von mehreren Seiten beleuchten.
Dies ist nicht der ersten Strukturwandel des Handels und es wird auch nicht der letzte sein – so viel ist sicher. Aber einige Punkte sind auffällig:
- Digitalisierung – eine ganz neue Herausforderung für den Handel, deren Folgen und Ende noch nicht abzusehen sind und die auch viele Kosten verursacht
- Rückgang der Inhabergeführten Geschäfte: immer mehr Ketten und große Konzerne übernehmen die Flächen
- Starke Veränderung im Kundenverhalten: im Rahmen der Digitalisierung steigt der Online-Handel bis 20% – wird weiter steigen
- es gibt in Memmingen (und nicht nur hier) durch das starke Wachstum der letzten Jahrzehnte zu viele Flächen, vor allem in Nebenlagen und in Industriegebieten
Um diesen Veränderungen seitens der Stadt planvoll begegnen zu können, ist ein Konzept zur gewollten Entwicklung des Einzelhandels nötig. Nachdem das letzte Konzept aus dem Jahr 2007 stammt war großer Handlungsbedarf.
Wie entsteht ein Einzelhandelskonzept
Grundlage sind die allgemeinen Rahmenbedingungen in Memmingen.

Die sechs untersuchten Rahmenbedingungen für Memmingen sind gut. Die Bevölkerung entwickelt sich, der Tourismus nimmt zu, Das Pendlersaldo ist positiv, die Kaufkraftkennziffer ist über 100. (HIER Erklärung zu dieser Ziffer)
weiteres Vorgehen und Ergebnisse
Zuerst wird der Bestand erfasst, danach das Angebot, die Rahmenbedingungen und die Nachfrage, Dies geschieht durch Haushaltsbefragung, Händlerbefragung, Frequenzmessung und Expertengespräche.
In einem nächsten Schritt wird das bewertet Entwicklungspotentiale erforscht und darauf die Leitlinien entwickelt.


Hier mal die Innenstadt unten mit Leerständen. Im Vergleich zu 2007 ging dieAnzahl der Geschäfte von 265 um 28 zurück auf 237 (-10%), die Fläche ging 48700 auf 47.410 zurück (-3%).
Die Schwächen von Memmingen: große Verkaufsflächen mit innenstadtrelevanten Sortimenten im Gewerbegebiet, zunehmende Leerstandsbildung im Randbereich, Lücken in der fußläufigen Nahversorgung (kein großer Lebensmittelmarkt in der Innenstadt), fehlende gängige Filialkonzepte
Einzelhandelskonzept
Sortimentsliste der Stadt Memmingen
Eine der Grundlagen des Einzelhandelskonzept für die Stadt ist eine Sortimentsliste. Diese legt fest, welche Sortimente in welchen Lagen zulässig sind.
Innenstadtbedarf: Bekleidung/Wäsche, Bücher, Fotogeräte, Videokameras. Haushaltswaren, Heimtextilien, Kunstgewerbe, Antiquitäten, Musikalien, Optik, Hörgeräte, Orthopädischer Bedarf, Papier und Schreibwaren, Schulbedarf, Schuhe, Lederwaren, Spielwaren, Sportartikel, Uhren und Schmuck
Nahversorgungsgedarf: Apotheker. Drogerie, Lebensmittel, Schnittblumen. Zeitungen
Sortimente sonstiger Bedarf: Autoteile und Zubehör, Sanitärerzeugnisse, Baustoffe, Brennstoffe, Computer, Fahrräder, Farben/Lacke, Böden, Gartenartikel. Haushaltselektronik, Bauelemente, Leuchten, Möbel, Küchen, Unterhaltungselektronik, Zooartikel
Hier dann die Entwicklungsmatrix: Hier wird festgelegt, welche waren dann wo angeboten werden können.

Standortkonzept: die zentralen Versorgungsbereiche in Memmingen

Neben dem Innenstadtbereich wurden 4 Nahversorgungszentren festgelegt:
- Augsburgerstraße
- Machnigstraße / Braunstraße
- Bodenseestraße / Hindenburgring
- Schlachthofstraße
Was bedeutet das?
- die Sortimente des Innenstadtbereichs dürfen nur in der Innenstadt angeboten werden aber auch alle anderen Sortimente – damit ist eine Ansiedlung im Gewerbegebiet nicht mehr zulässig
- in den Nahversorgungs-Zentren dürfen keine Sortimente des Innenstadtbereichs angesiedelt werden
- es gibt dann noch die städtebaulich integrierten Lagen: hier dürfen zur Versorgung Lebensmittel angeboten werden
- in allen andern Lagen nur die Sortimente des sonstigen Bedarfs
Es werden jetzt nach und nach die Bebauungspläne dementsprechend geändert und bei neuen Plänen die Vorgaben umgesetzt.
Zum Schluss gibt es Handlungsempfehlungen:

Die Empfehlung war auch noch, den Einzelhandelsplan ca. alle 5 Jahre neu zu erstellen. Unser Vorschlag — siehe ganz unten!
Unsere Meinung – und unsere Überlegungen
Das Einzelhandelskonzept ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Es ist jetzt festgelegt, dass nicht willkürlich in Randlagen angesiedelt werden kann. Damit einher geht eine Stärkung der Innenstadt.
Es wurde ein Ist-Zustand erfasst und darauf aufbauende das Konzept entwickelt. Damit werden Fehler der Vergangenheit verhindert.
Es fehlen Überlegungen für die Ortsteile: Steinheim, Amendingen, Dickenreishausen, Eisenburg, Volkratshofen. Die Situation in der Ortsteilen ist sehr unterschiedlich.
Handel in die Innenstadt zu locken hat neben der Aufenthaltsqualität (das ist inzwischen Allgemeingut) vor allem einen Faktor: die Mietpreise in der Innenstadt. Von daher wären Zahlen über die Mietpreise in der Innenstadt und Mietpreise z.B. im Industriegebiet interessant.
Es fehlen unserer Meinung nach Szenarien, die in die Zukunft blicken. Wie entwickelt sich der Internethandel, wie wirk sich der demographische Wandel aus, wie entwickeln sich die Inhabergeführten Geschäfte ….
Es fehlt auch ein Szenario wie sich die Arbeitplatzsituation in Memmingen entwickeln kann und damit einhergehend die Kaufkraft. Memmingen hat einen geringen Anteil an Arbeitsplätzen mit Hochschulabschluss und einen hohen Anteil im produzierenden Gewerbe.
Es könnten jetzt auch die Änderungen die durch die Corona-Pandemie erfolgen berücksichtigt werden: mehr Home-Office, mehr Internet, damit weniger ausser Haus….
Es fehlen auch die sonstigen Entwicklungen: wie wirkt sich der Verkehr in die Stadt aus bzw. welche Bedeutung hat der Verkehr? Welche Bedeutung hat der ÖPNV?
Wie entwickelt sich die Gastronomie. Wie müssen die Rahmenbedingungen sein, dass die Gastronomie wächst?
Wie bekomme ich Kunst und Kultur in die Straßen, damit die Menschen kommen und bleiben?
Und für Memmingen ganz wichtig: was passiert wenn der Karstadt schließt? Das ist ja immer möglich, wird immer erwartet und gehofft dass es nicht passiert. Aber vielleicht ist eine Schließung auch eine Chance?
Es fehlt unserer Meinung nach (wie so oft) eine Gesamt-Betrachtung.
In der heutigen Zeit der Computer-Animation wäre es möglich, verschiedene Zukunftszenarien zu entwickeln und darzustellen, eine wenn-dann Analyse.
Bei den verschiedenen Szenarien könnten dann jeweils mögliche Handlungsanleitungen dargestellt werden.
Ein Beispiel
Im Bereich der Fußgängerzone verschwinden 20% der Geschäfte – ein Szenario, das nicht so abwegig ist.
- diese 20% verschwinden nicht auf einmal, sondern schleichend: mit welchen Mittel kann ich dagegenhalten? Was kann die Stadt für die Händler tun? Wie kann auf die Besitzer und damit die Mieten eingewirkt werden?
- welche Ersatzmöglichkeiten gibt es? Dienstleiter ins Erdgeschoß? Ferienwohnungen? Temporäre Nutzung (z.B.Künstler)?
- gibt es soziale Einrichtungen, die die Räume nutzen können?
- können Vereine und sonstige Organisationen die Räume nutzen?
Auch hier wäre ein Arbeitskreis (analog zum Arbeitskreis Stellplatzsatzung) sinnvoll mit dem Referenten für Wirtschaft des Stadtrates, mit dem Wirtschaftsförderer Michael Haider, vielleicht noch einige Stadträte (bei Interesse), dann Einzelhändler, Marketing, usw. Hier könnten dann „im Prozess“ Überlegungen angestellt werden, Maßnahmen erarbeitet und im Stadtrat eingebracht werden!
Es ist unserer Einschätzung nach zu wenig, alle 10/5/? Jahre einen Einzelhandelsplan zu erstellen. Das könnte mit einem Arbeitskreis flexibler gestaltet werden.
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