Kombibad – geht doch

Endlich ein neues Bad für Memmingen. Oder nicht? Oder doch?!

Wir beschäftigen uns hier zum ersten mal mit dem geplanten Neubau des Memminger Schwimmbades. Es ist eine lange Geschichte beginnend mit dem Jahr 2000. Jetzt ist mit der geplanten Inbetriebnahme 2026 Licht am Ende des Tunnels in Sicht.

Da wir in allen bisherigen Überlegungen und Planungen nicht beteiligt waren, versuchen wir hier eine aktuelle Bestandsaufnahme. Anlass war die heutige Stadtratsklausur. Es ist eine komplexe, umstrittene und auch schwer zu verstehende Thematik (vor allem auch was die Kosten betrifft). In weiteren „Berichten“ wird dies verständlich dargestellt werden.

So könnte es aussehen das Bad!

HIER ein Artikel vom 12.12.2019 in der Memminger Zeitung – ungefähr zwei Jahre alt – Zitat: „Frei nach Louis de Funès: Nein! Doch! Oh! In Memmingen wird mal wieder über einen Bäder-Neubau diskutiert. Das ist eine laaaange Geschichte, die viele Memminger nur noch achselzuckend zur Kenntnis nehmen. Denn schon seit Anfang des Jahrtausends beschäftigt man sich im Rathaus und Stadtrat immer wieder mal damit, was aus dem 60 Jahre alten Freibad und dem fast 50 Jahre alten Hallenbad werden soll. Sanierung? Neubau? Zusammenlegen? Aber wo? Jetzt gibt’s einen neuen alten Vorschlag: Memmingen bekommt ein Kombibad! Oder vielleicht doch nicht…

ja – das Kombibad wurde beschlossen

Der Beschluss zum Bad wurde gefasst am 10.12.2019 und am 28.01.2020. HIER das Protokoll des Stadtrates vom 10.12.2018.

Die Eckdaten des Beschlusses

  • Neubau eines Kombibades auf dem Gelände des bisherigen Freibaden
  • ohne ganzjähriges Aussenbecken
  • ohne Erlebnisrutsche innen
  • ohne Saune (bzw. es findet sich ein privater Investor bis 31.12.2020 – dann würde das mit in die Planungen aufgenommen)
  • ohne Gastronomie
  • innen: 25 Meter Becken mit 5 Bahnen
  • innen: Sprungbereich (1m und 2m) an das geplante Kursbecken mit Hubboden
  • aussen: 50 Meter Becken mit sechs Bahnen

Altenburg nimmt dazu Stellung

Die Unternehmensberatung Altenburg berät Memmingen bei der Bäderfrage. In der Sitzung heute wurde Altenburg als „Bäderpapst“ bezeichnet (die Liste der beratenen Städte ist gewaltig – siehe Seite von Altenburg).

  • Rutsche innen macht keinen Sinn, ist draussen besser aufgehoben, zwei Rutschen (innen und aussen) macht auch wenig Sinn. Es handelt sich jeweils um eine Breitrutsche. Frage: gäbe es nicht unterschiedliche Rutschen?
  • Sprungturm am Kursbecken (mit Hubboden) wäre möglich, in der Praxis wegen der langen Laufzeit des Hubbodens aber nicht sinnvoll.
  • das Kursbecken sollte in einer separaten Badehalle untergebracht werden (Kurse mit Musik, andere Gäste werden nicht gestört
Diese Variante widerspricht dem Beschluss des Stadtrates vom 28.01.2020

Was soll/muss noch entschieden werden – was ist klar – was sind noch Wünsche

  • klar scheint, dass es ein separates Kursbecken in einer eigenen Halle gibt
  • klar ist, dass es innen nicht mehr als 6 Bahnen gibt
  • klar scheint, dass es innen keine Rutsche gibt
  • unklar ist, wo der Sprungbereich hinkommen soll: ans 25m Becken oder ein eigenes Sprungbecken.
  • Umkleidebereich darf durch eigenes Kursbecken im Norden nicht kleiner werden: wird laut Verwaltung größer
  • Wunsch nach Besprechungs- und Kampfrichterraum und nach Geräteraum – beides ist laut Verwaltung möglich
  • umstritten ist der Sprungbereich am 25m Becken – mehrere Stimmen für separates Sprungbecken, auch um die Attraktivität zu steigern.

Die Kosten

Das Problem der verschiedenen Varianten sind nicht so sehr die Investitionskosten, sondern die gerechneten Betriebskosten auf 20 Jahre.

  • zusätzliche Rutsche innen: 154.000,00€
  • eigenes Sprungbecken: 310.000,00€
  • die Kosten bewegen sich von 33,8 Mill ursprüngliches Konzept Altenburg, auf 34,3 Mill. wie vom Stadtrat beschlossen, auf 36,7 Mill. mit separatem Springerbecken
  • die Zusatzkosten sind Reinigung und Aufsicht, Energiekosten, Betriebskosten, Instandhaltung
  • ausgehend vom Konzept Altenburg sind sie bei Variante wie vom Stadtrat beschlossen 77.000€ mehr pro Jahr (1,5 Millionen mehr in 20 Jahren) bei der Variante mit separatem Springerbecken 192.991 pro Jahr (3,8Mill. auf 20 Jahre.

Die Kosten sind nicht so einfach nachzuvollziehen. Im Januar wird es eine öffentliche Sitzung zum Bad geben. Dann werden wir hier auch die Kosten genauer erläutern können.

Der Zeitplan

  • bis Anfang 2022 Förderantrag (das dauert sehr lange, warum?)
  • bis Februar 2023 Genehmigungsplanung
  • bis August 2023 Ausschreibungen / Vergaben
  • ab November 2023 Abbrucharbeiten
  • ab Frühjahr 2024 Baubeginn
  • Herbst 2026 Inbetriebnahme

Unsere Stellungnahme – was uns wichtig ist

Was uns als Linke wichtig ist:

  • die Eintrittskosten müssen niedrig sein: in Zukunft werden sich mehr Menschen Urlaub nicht mehr in der heutigen Form leisten können, bzw. jetzt schon nicht mehr. Für diese Menschen ist das Bad eine wesentlicher Teil der Freizeit (Urlaubs-Feeling)
  • die langfristigen Betriebskosten sollten im Verhältnis zu den „Attraktivitäten“ stehen
  • dass es in ganz Memmingen keine Sauna gibt, ist äußerst bedauerlich. Es ist jetzt sicherlich keine Kernaufgabe einer Stadt, aber bei einem Neubau eines Bades sollte eine Sauna mit enthalten sein. Viele Bürger*innen sehen das auch so. Kommentare: „Ein Bad ohne Sauna macht keinen Sinn“.
  • nur EINE Rutsche im Aussenbereich ist auch „dürftig“, wir würden uns mehr wünschen

Entscheidend und davon hängt unserer Meinung nach die „Attraktivität“ am meisten ab, sind niedrige Eintrittspreise, die sich auch sozial schwache Familien leisten können. Es gibt unserer Meinung nach zwei Möglichkeiten: ein Bad mit hoher Attraktivität (Sauna, Rutschen….) und damit ein teuerer Preis: dann braucht es einen Sozialpass für finanziell schlechter gestellte Familien. Oder ein Bad wie es jetzt in Memmingen geplant ist: dann müssen aber die Eintrittspreise attraktiv, d.h. niedrig sein. Ein „Sparbad“ UND teure Eintrittspreise wären nicht vermittelbar.

Dieter Buchberger, unser Fraktionssprecher und langjähriger Schwimmer und „Badnutzer“ in vielen Städten hat Vergleichszahlen der Schwäbischen Bäder berechnet:

  • Einwohner je Bad: MM 44.000, KE 70.000, Ulm 62.000, Augsburg 59.000
  • Einwohner pro Bahn: MM 7.300, KE 11.700, Ulm 11.700, Augsburg 17.000
  • Einwohner pro m2 Lehrbecken: MM 190, KE kein Becken, Ulm 976, Augsburg 382
  • Einwohner pro Sprungbrett: MM 44.000, KE 70.000, Ulm 127.000, Augsburg 118.000

Bei allen Werten liegt Memmingen im Vergleich vorne, zum Teil sehr weit.

Die Entscheidung ist noch im alten Stadtrat gefallen. Und sie ist gefallen. Sie wieder in Frage zu stellen oder neu zu diskutieren würde die Verwirklichung wieder verzögern. Und nach 20 Jahren ist jeder froh, dass dieses „Trauerspiel“ ein Ende hat.