Themenbereich Geschichte
Rosa Luxemburg – die anders Denkende
„Kein Sozialismus ohne Demokratie – keine Demokratie ohne Sozialismus„

Spiegel-Titel: „Der Traum von der Eroberung der Zukunft“ – zu Rosa Luxemburg
Der Deutschlandfunk Kultur hat ihr eine „lange Nacht“ gewidmet – HIER
„Die politische Freiheit hat das Volk nicht vor sozialer Ungerechtigkeit bewahrt.„
Vor zwei Jahren 2019 war ihr 100. Todestag, jetzt am 05.03.2021 gedenken wir ihres 150. Geburtstages. Aus diesem Anlass finden viele interessante Aktionen und Veranstaltungen statt.
- HIER unter ROSA 150 findet ihr ALLES Wissenswerte (und mehr) zu Rosa Luxemburg und ihrem Geburtstag – vor allem auch viele Veranstaltungen.
- HIER der unvermeidliche Wikipedia Artikel als Überblick
- HIER Deutschlandfunk – Rosa Luxemburgs Suche nach Heimat
Wir haben hier kurz die Lebensphasen von Rosa Luxemburg zusammengefaßt, mit Zitaten von ihr (grau unterlegt). Und ihr findet jede Menge Links für weitere Informationen.

„Wenn ich nicht tanzen kann, will ich eure Revolution nicht“
Am 5. März 1871 erblickte Rosa Luxemburg das Licht der Welt. Ihr Geburtsschein zeigt den 25. Dezember 1870 als Geburtsdatum. Sie und ihre Familie feierten immer am 5. März und sie sagte: „so alt sei sie nun auch nicht“. Ihr Name im Geburtsschein war Rosalia Luxenburg. Durch einen Schreibfehler wurde daraus Luxemburg, ihren Vornamen verkürzte sie zu Rosa.
„So ist das Leben und so muss man es nehmen, tapfer, unverzagt und lächelnd – trotz alledem.“
Ihre Eltern waren Juden in dem russisch kontrollierten Teil Polens. Der Vater war Holzhändler. Die Luxenburgs waren Landschaftsarchitekten, die Löwensteins (Linie der Mutter) waren Rabbiner. Die Eltern gehörten keiner Religionsgemeinschaft und politischen Partei an, sympathisierten aber mit der polnischen Nationalbewegung und förderten die lokale Kultur. Ihren Wohlstand setzten sie vor allem zur Bildung ihrer Kinder ein. Besonders die Mutter vermittelte den Kindern die klassische und romantische deutsche und polnische Dichtung.
„Zu sagen was ist bleibt die revolutionärste Tat“
Rosa erhielt eine umfassende humanistische Bildung und lernte neben Polnisch, Deutsch und Russisch auch Latein und Altgriechisch. Sie beherrschte Französisch, konnte Englisch lesen und Italienisch verstehen. Sie kannte die bedeutenden Literaturwerke Europas, rezitierte Gedichte, war eine gute Zeichnerin, interessierte sich für Botanik und Geologie, sammelte Pflanzen und Steine und liebte Musik.
„Du wirst nicht danach beurteilst was du sagst, sondern was du tust“
Im Februar 1889 zog Rosa Luxemburg nach Zürich, weil im deutschsprachigen Raum nur hier Frauen und Männer gleichberechtigt studieren durften. Sie belegte Philosophie, Mathematik, Botanik uns Zoologie, danach noch Rechtswissenschaft, Völkerrecht, Volkswirtschaftslehre. Hier kam sie dann zum ersten Mal mit den Werken von Karl Marx in Kontakt. Man sieht, sie war eine hochgradig interessierte Frau und in vielen Bereichen gebildet.
„Die Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden“
Ihre ersten politischen Betätigungen begannen für Polen. So war sie aktiv in der PPS (Polnische Sozialistische Partei) und gründete mit anderen 1893 die Partei Sozialdemokratie des Königreiches Polen (SDKP). In Das unabhängige Polen und die Sache der Arbeiter schrieb sie: Sozialismus und Nationalismus seien nicht nur in Polen, sondern überhaupt miteinander unvereinbar. In dieser Zeit wurde sie weit über Polen hinaus als sozialistische Denkerin bekannt und ihre Ansichten wurden kontrovers diskutiert. Ihr Kampf gegen den Nationalismus in der Arbeiterbewegung, den sie zeitlebens führte, isolierte sie sich fast völlig und es brachte ihr viele erbitterte Konflikte ein z.B. mit der SPD und mit Lenin.
„Wer sich nicht bewegt, spürt seine Fesseln nicht“
1897 beschloss sie nach Deutschland zu ziehen. Sie heiratete den Sohn ihrer Zürcher Gastfamilie, um die deutsche Staatsbürgerschaft zu erhalten. Sie trat sofort in die SPD ein, die als fortschrittlichste Partei in Europa galt und erwarb sich durch ihre Sprachgewandtheit und erfolgreiche Wahlkampfreden rasch Ansehen in der SPD. Im sogenannten Revisionismus-Streit (Interessenausgleich und Reformen würden die Auswüchse des Kapitalismus mildern und den Sozialismus evolutionär herbeiführen und daher brauche es keine Revolution) vertrat sie eine konsequent klassenkämpferische Haltung: das Ziel der sozialen Revolution müsse stets im Auge behalten werden. Sozialismus sei nur durch die Machtübernahme des Proletariats und Umwälzung der Produktionsverhältnisse zu erreichen.
Sie warnte frühzeitig vor einem kommenden Krieg der europäischen Großmächte, griff immer stärker den deutschen Militarismus und Imperialismus an. Mehrmals kam sie wegen ihrer Aussagen und Agitation ins Gefängnis.
Clara Zetkin, die inner- und außerhalb der SPD für eine selbstbestimmte internationale Frauenbewegung eintrat. war zeitlebens ein wichtige Freundin.
„Reden ist unser Privileg. Wenn wir ein Problem haben, das wir nicht durch Reden lösen können, dann hat alles keinen Sinn“
1914 erklärten die Gewerkschaften einen Streik- und Lohnverzicht für die Dauer des Krieges und die SPD stimmte den Kriegskrediten zu. Rosa Luxemburg bekämpfte das als folgenreiches Versagen der SPD. Sie gründete die „Gruppe Internationale“, in der sich die Kriegsgegner der SPD sammelten. Daraus ging 1916 die „Spartakusgruppe“ hervor. Der Gruppe schloss sich auch Karl Liebknecht an. In der Zeit von 1914 bis 1918 verbrachte sie drei Jahre und vier Monate in Gefängnissen. Die Kriegsgegner, die die SPD ausgeschlossen hatte, gründeten 1917 die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschland (USPD), der sich auch der Spartakusbund anschloss.
„Unpolitisch sein heisst politisch sein ohne dass man es merkt“
Rosa Luxemburg wurde am 9. November 1918 aus der Breslauer Haft entlassen und reorganisierte zusammen mit Karl Liebknecht den Spartakusbund. Im Januar 1919 gründeten die Spartakisten die KPD. Diese nahm Rosa Luxemburgs „Spartakusprogramm“ kaum verändert als Parteiprogramm an. Darin betonte sie, dass „Kommunisten die Macht niemals ohne erklärten mehrheitlichen Volkswillen ergreifen würden“. Ihre dringende Empfehlung, an den kommenden Parlamentswahlen teilzunehmen, um auch dort für eine Fortsetzung der Revolution zu werben, lehnte eine deutliche Parteitagsmehrheit ab. Während Karl Liebknecht offen zum bewaffneten Kampf gegen die Regierung aufrief, riet Rosa Luxemburg intern hiervon ab. Der sogenannten Spartakusaufstand vom 8. bis 12. Januar 1919 wurde gewaltsam mit großer Brutalität niedergeschlagen.
„Mensch sein ist vor allem die Hauptsache. Und das heißt: fest und klar und heiter sein, ja heiter trotz alledem, denn das Heulen ist Geschäft der Schwäche.“
Schon seit dem Ende des Krieges gab es Morddrohungen und Mordaufrufe gegen Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Rosa Luxemburg ging es gesundheitlich sehr schlecht. Am 15. Januar 1919 nahm eine „Wilmersdorfer Bürgerwehr“, die über genaue Steckbriefe verfügte, sie und Karl Liebknecht fest und brachte beide in das Hotel Eden. Dort wurden sie verhört und schwer verletzt uns bewußtlos geschlagen. Im Auto wurde sie mit einem Kopfschuss ermordet und in den Landwehrkanal geworfen. Die offizielle Lesart für diesen Mord war „beim Verlassen des Hotels von einer aufgebrachten Menschenmenge getötet“. Die Leiche sei später von einer „Menschenmenge“ entwendet worden. Am 25. Januar 1919 wurde symbolisch ein leerer Sarg für Rosa Luxemburg auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde neben Karl Liebknecht bestattet, über 100.000 Menschen nahmen teil. Der Leichnam von Rosa Luxemburgs wurde am 31. Mai 1919 an einer Schleuse im Landwehrkanal gefunden.
Sie wurde 48 Jahre alt.
Gut sein ist die Hauptsache! Einfach und schlicht gut sein, das löst und bindet alles und ist besser als Klugheit und Rechthaberei.
Positionen von Rosa Luxemburg (dargestellt auf der Seite der Rosa-Luxemburg-Stiftung):
- HIER Ist eine Reform des Kapitalismus ohne Revolution möglich
- HIER Warum ist Freiheit immer Freiheit der Andersdenkenden
- HIER Das Geheimnis von Kolonialismus und Imperialismus
- HIER Wie sah für Rosa Luxemburg die Alternative zum Kapitalismus aus
- HIER Befreiung des Menschen durch lebenslanges lernen
- HIER Rosa Luxemburg: Die bekannte Unbekannte
Die Revolution sagt ich bin, ich war, ich werde sein.
Rosa Luxemburg trat für einen demokratischen Sozialismus ein. Auf der einen Seite grenzte sie sich vom Reformismus ab, dem die Mehrheit der SPD zustimmte – sie wollte Veränderungen durch Revolution. Auf der anderen Seite kritisierte sie auch den Leninismus. Das Volk sollte bestimmen und nicht einige wenige. Sie war für allgemeine Wahlen und für die Pressefreiheit. Eindeutig bezieht sie Position in ihrem wohl berühmtesten Zitat: „Freiheit nur für die Anhänger der Regierung, nur für die Mitglieder einer Partei – mögen sie noch so zahlreich sein – ist keine Freiheit. Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden, sich zu äußern.“ In der DDR wurden Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht wie Staatshelden verehrt. Ob sie den Sozialismus, wie er dort praktiziert wurde gut geheissen hätte darf bezweifelt werden.
„Man muß alles im gesellschaftlichen Geschehen wie im Privatleben nehmen: ruhig, großzügig und mit einem milden Lächeln.“
Ich fühle mich in der ganzen Welt zu Hause, wo es Wolken und Vögel und Menschentränen gibt.
Die Stiftung der Linkspartei wurde nach Rosa Luxemburg benannt. Sie ist die einzige Frau im im „Männerclub“ der Stuftungs-Namen.
HIER gehts zur Rosa-Luxemburg-Stiftung
Nach dem Wahlerfolg von 1998 und der wachsenden Bedeutung der Stiftung steht schnell fest, dass der Verein einen prägnanten Zusatz bei seinem Namen benötigt. Die Suche beginnt. Schließlich fällt die Entscheidung auf die Revolutionärin Rosa Luxemburg. Schon kurze Zeit nach den Wahlen beginnt die intensive Suche nach einer Namenspatronin oder einem Namenspatron. Nachdem Ideen wie «Rotstift» schnell zu den Akten gelegt werden, diskutiert der Vorstand etliche klangvolle Namen aus der Geschichte linken Denkens und Kämpfens. Alexandra Kollontai, Clara Zetkin, Larissa Reissner, Franz Mehring und Paul Levi gehören zu den Kandidatinnen und Kandidaten. Die beiden Männer indes haben keine Chance. Denn wie das inhaltliche Angebot soll sich auch der Name der Stiftung von den übrigen parteinahen Bildungseinrichtungen absetzen. Da ist klar: Der reine Männerklub aus Friedrich Ebert, Konrad Adenauer, Friedrich Naumann, Hanns Seidel und Heinrich Böll braucht dringend ein weibliches Gegenüber. ….. Für uns verkörpert Rosa Luxemburg wie keine andere Frau die Werte und Ziele des demokratischen Sozialismus.
Man kann die Menschen nur richtig verstehen, wenn man sie liebt.
Kritische Anmerkungen und Sonstiges zu Rosa Luxemburg
- HIER Rosa Luxemburg – eine demokratische Sozialistin? Kritische Betrachtungen anlässlich ihres hundertsten Todestages.
- HIER Konrad Adenauer Stiftung – Falsche Vorbilder: Rosa Luxemburg
- HIER Rosa trotz alledem – ein Theaterstück über Rosa Luxemburg
Die Gesellschaft kränkelt nicht an fehlenden Werten, sondern an vorhandenen Zwängen.

In jeder Gesellschaft ist der Grad der weiblichen Emanzipation (Freiheit) das natürliche Maß der allgemeinen Emanzipation.

„Man kann die Menschen nur richtig verstehen, wenn man sie liebt.“
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