Kunst fehlt

Nach einem Jahr Corona fehlt mir vor allem die Kunst und Kultur: Theater, Kino, Musik, Ausstellungen, …

Und der Kultur geht nach einem Jahr Corona allmählich die Luft aus.

„Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele“ – Pablo Picasso

„Kulturelle Vielfalt und die Künste in allen ihren Ausdrucksformen sind unverzichtbar für eine lebendige Demokratie.“ Aus dem Parteiprogramm Die Linke

Kultur auch in Memmingen unter Druck

  • Die Memminger Zeitung löste die Kulturedaktion auf – HIER der offene Brief vom Dezember
  • Landrat Eder verweigert aktuell in seiner Eigenschaft als Mitglied des LTS-Zweckverbands seine Zustimmung zur geplanten Gründung eines Kinder- und Jugendtheaters am Schweizerberg, mit dem Hinweis, man gäbe mit den hiermit verbundenen Mehraufwendungen ein haushaltspolitisch gesehen „falsches Signal“. Wohlgemerkt, es geht für den Landkreis um ganze 1085 Euro in diesem und um bis zu 7000 Euro jährlich in den Folgejahren.

Kunst in Zeiten von Corona

Kaum ein Bereich wird von Corona so stark getroffen wie der Kulturbereich und die Künstler*innen. Bis auf die wenigen Stars gehören sie im „regulären Dasein“ nicht zu den wirklich Gutverdienenden, viele leben mit oder unterhalb des Existenzminimums. Corona entzieht ihnen oft auch diese bescheidene Grundlage.

Corona birgt die Gefahr, dass die großartige Vielfalt der Kunst und Kultur verschwindet und nur noch die großen Konzerne und großen Player übrig bleiben.

In der Corona-Krise wird die Kultur als Freizeit eingestuft und die Kultureinrichtungen müssen geschlossen werden. Es wird ihr damit jegliche ernsthafte gesellschaftliche Bedeutung abgesprochen. Im Gegensatz zu vielen Firmen, die Dinge produzieren, die im „normalen“ Leben schon niemand braucht, geschweige denn in Corona-Zeiten.

Die Künstler*innen und die Einrichtungen brauchen Unterstützung

HIER – Ohne Kunst wird es still

HIER „Irgendwann entsteht nichts mehr Neues, weil die Vernetzung fehlt“ – Schirin Kretschmann unterrichtet seit einem Jahr an der Akademie der Bildenden Künste. Über die Einsamkeit ihrer Studierenden und wie sie mit kreativen Lösungen die Zeit überbrückt.

Es ist schwer zu verstehen warum die Theater, Kinos und sonstige Kultureinrichtungen nicht öffnen können – vor allem weil sie die Corona-Auflagen (ähnlich wie die Gastronomie) äusserst penibel erfüllt haben.

Kunst in Memmingen

HIER zur Internetseite der Stadt: kulturelle Vielfalt

Die Memminger Kultur-Landschaft blüht in allen Farben, wozu ehrenamtliches Engagement und städtische Trägerschaft in gleichem Maße beitragen. Das Landestheater Schwaben, die Museen der Stadt, Galerien und Ausstellungen, Konzertreihen und Festivals, die Programme der Kirchen, Vereine und freien Kulturträger, sie alle eröffnen neben den historischen Kunstschätzen ein vielseitiges kulturelles Spektrum, das für jeden Kunstliebhaber und Kulturbegeisterten etwas bereit hält.

Auch alle Kulturschaffenden in Memmingen leiden. Die Stadt hat unter dem Motto „Brücke für Kultur“ im August die Memminger Kulturschaffenden zu einem Dialog eingeladen. Das Ergebnis ist uns nicht bekannt. Generell kann man aber festhalten, dass die Stadt sich bemüht Hilfen anzubieten und zum Teil auch direkt geholfen hat.

Kunst in Zahlen

  • Zahl der erwerbstätiger bildender Künstler in Deutschland 2008: 180.000
  • im Jahre 1997 waren es: 81.000
  • Jahresumsatz aller selbstständigen bildenden Künstler im Jahr 2008 : 752 Millionen €
  • Durchschnittliches Monatseinkommen der in der Künstler Sozialkasse (KSK) versicherten bildenden Künstler 2009: 1061€
  • Bildende Kunst: als Sammelbegriff für die visuell gestaltenden Künste  (ohne Musiker, Schauspieler …)
  • HIER viele weitere Zahlen

Eine Besonderheit in Deutschland ist die Künstler-Sozialkasse. Sie wurde 1983 gegründet.

Die Künstlersozialkasse (KSK) ist ein Geschäftsbereich der Unfallversicherung Bund und Bahn. Sie sorgt mit der Durchführung des Künstlersozialversicherungsgesetzes (KSVG) dafür, dass selbständige Künstler und Publizisten einen ähnlichen Schutz in der gesetzlichen Sozialversicherung genießen wie Arbeitnehmer.

  • 2018 Versicherte gesamt: 188.951
  • davon im Bereich Wort: 41.569
  • davon im Bereich bildende Kunst: 65.575
  • davon  im Bereich Musik: 53.436
  • davon im Bereich Darstellende Kunst: 28.371

Wenn man die Zahl der Bildenden Künstler oben (180.000) mit der Zahl der in der Sozialkasse gemeldeten (65.575) betrachtet zeigt sich eine große Diskrepanz – viele sind nicht angemeldet oder werden nicht aufgenommen.

  • HIER die Seite der Künstlersozialkasse
  • HIER das Künstlersozialversicherungsgesetzes

Was ist Kunst und Kultur

Kultur ist „Gesamtheit der geistigen, künstlerischen, gestaltenden Leistungen einer Gemeinschaft als Ausdruck menschlicher Höherentwicklung“ – oder „Gesamtheit der von einer bestimmten Gemeinschaft auf einem bestimmten Gebiet während einer bestimmten Epoche geschaffenen, charakteristischen geistigen, künstlerischen, gestaltenden Leistungen“.

Kultur machen den Menschen zum Menschen und hebt ihn ab vom Tierreich. Kultur ist alles das über Nahrung und Fortpflanzung hinausgeht.

Kultur ist das Zusammenleben in der Menschen in den verschiedensten Ausprägungen und die Gestaltung der Erde.

Kunst ist dann spezifischer. Kunst ist schöpferisches Gestalten aus den verschiedensten Materialien oder mit den Mitteln der Sprache, der Töne in Auseinandersetzung mit Natur und Welt. Das Entscheidende von Kunst ist (im Gegensatz zum Kunsthandwerk) dass sie Ebenen hinter der mit den Sinnen wahrnehmbaren Welt sichtbar machen kann.

„Kunst ist der Raum der Autonomie, in dem eine Gesellschaft sich erkennt. Kunst schafft Bilder, Kunst erfindet Narrative, Kunst spiegelt die Widersprüche, Kunst ist erst mal sie selbst. Kunst ist Freiheit. Kunst braucht Freiheit. Und Freiheit braucht Kunst. Die Frage, was Kunst soll oder darf, ist damit schon Zeichen für ein Defizit an Liberalität in einer Gesellschaft.“ aus dem Spiegel „Frag nicht was Kunst soll oder darf.

Kunst kann auch die Form von Film, Musik oder Theater annehmen, die alle darauf abzielen, zu unterhalten und Menschen glücklich zu machen. Aber wenn Filme, Lieder oder Theaterstücke für ein bestimmtes Publikum oder einen bestimmten Zweck produziert werden, fängt die Kunst an, bewusst tiefere Emotionen bei den Betrachtern zu erwecken. Und Kunst kann damit auch manipulieren.

Kunst macht stark: „Der Deutsche Kulturrat war an der Entwicklung des Bundesprogramms des Bundesministeriums für Bildung und Forschung „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ intensiv beteiligt. Das Programm fördert gemeinschaftliche Angebote der außerschulischen kulturellen Bildung, die von lokalen Bündnissen verantwortet werden. Die Angebote richten sich insbesondere an jene Kinder und Jugendliche, die aufgrund von Bildungsbarrieren weniger Chancen haben, an kulturellen Bildungsangeboten zu partizipieren.“

„Die Kunst ist eine Tochter der Freiheit“ – Friedrich Schiller

Anfänge der Kunst

Die ältesten bisher gefundenen Kunstwerke sind ca. 40000 Jahre alt. Kunst ist vom Ursprung her eine kultische Erscheinung, die sich zeitgleich oder im Zusammenhang mit vorzeitlichen Kulten oder Resliginen entwickelte. Sowohl Malerei und Skulptur als auch Musik und Tanz treten bereits in der Altsteinzeit in Erscheinung. Zu den frühesten Zeugnissen von Kunst gehören die knapp 40.000 Jahre alten Elfenbeinfiguren aus dem Lonetal, die Flöten aus dem Geißenklösterle oder die Höhlenmalereien in Frankreich.

In der Frühzeit menschlicher Entwicklung ist das Auftreten von Kunst einer von mehreren Indikatoren für die Bildung von Bewusstsein und menschlichem Denken. Kunst läßt keinen unmittelbaren Nutzen zur Lebenserhaltung erkennen lassen.

HIER Wikipedia Kunst

Kunst / Kultur und Politik

„Kulturelle Vielfalt und die Künste in allen ihren Ausdrucksformen sind unverzichtbar für eine lebendige Demokratie. Günstige Rahmenbedingungen und Freiräume für ihre Entwicklung zu schaffen ist deshalb für uns als Linke wesentlicher Bestandteil unseres Ringens um eine demokratische und sozial gerechte Gesellschaft. Das Staatsziel Kultur gehört ins Grundgesetz.“ Aus dem Parteiprogramm – Die Linke

HIER: Die Linke – Themenseite Kultur

Kunst und Politik

Das Verhältnis von Künstler*innen zur Politik war schon immer kein einfaches. Viele lehnen jeglichen politischen Bezug ab, andere stellen sich in den „Dienst“ der Politik, vor allem auch in Diktaturen. Eins sollten aber alle bedenken: Kunst hat IMMER einen gesellschaftspolitischen Bezug.

  • sei es dass sie unterhalten will
  • sei es, dass sie Hintergründe / Zusammenhänge aufzeigt
  • sei es, dass sie Widersprüche thematisiert
  • sei es, dass sie manipulieren will

Viele Künster*innen meiden die Tagespolitik (sie verbergen ihre Person hinter der Kunst), andere wiederum nehmen deutlich Stellung zu gesellschaftlich/politischen Fragen (sie sind auch als Person neben der Kunst erkennbar). Das ist wohl eine Frage der Persönlichkeit.

Hier einige Künstler, die ihre Kunst politisch sahen:

  • Bertold Brecht: Wer dem Unrecht in den Arm fällt, den will man nirgendwo haben.
  • Christoph Schlingensief: “Hiermit möchte ich Sie recht herzlich bitten, nicht zu meiner Premiere zu kommen, da wir sonst nicht denken können.“
  • Pablo Neruda: Dichtung ist stets ein Akt des Friedens
  • Mikis Theodorakis: einer der vielfältigsten und in seinem langen Leben (er wurde 1925 geboren und lebt immer noch) immer politisch aktiv
  • Konstantin Wecker: jeder Augenblick ist ewig – sein neuestes Album
  • Joseph Beuys: jeder Mensch ist ein Künstler
  • Pussy Riot: „Ich bin ein Fan von Eva. Während Adam einen auf blöd machte und dumm göttlichen Befehlen folgte, war Eva fleißig und fand den Apfel. Laut Bibel war es der Apfel der Erkenntnis. Im Grunde verdanken wir also Eva Wissenschaft, Raumschiffe, iPhones,…“

Kunstfreiheit – Kunst als Streitpunkt

„(3) Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.“

Die Kunstfreiheit ist ein Grundrecht, das dem Schutz künstlerischer Ausdrucksformen dient. In Deutschland ist es in Art.5 Absatz 3 des Grundgesetztes  verankert. Dort zählt es zu den am stärksten geschützten Grundrechten des deutschen Grundrechte-Katalogs. Das Bundesverfassungsgericht zählt die Kunstfreiheit zu den Kommunikationsgrundrechten und erachtet es daher als wesentlich für die demokratische Grundordnung.

Der Kunstfreiheit wird durch das allgemeine Persönlichkeitsrecht eingeschränkt.

Das ist in der Praxis nicht so einfach, da der Begriff der Kunst definiert werden muss, damit er juristische bearbeitet werden kann. Kunst zu definieren ist eigentlich nicht möglich.

Kunst ist umstritten. Das zeigt sich in Memmingen z.B. am Freiheitsbrunnen am Weinmarkt. Den einen gefällt er, die anderen finden ihn schrecklich.

Und immer wieder stellt sich die Frage: ist das Kunst oder kann das weg?

  • HIER Putzfrau schrubbt Kunstwerk kaputt
  • HIER SZ: Kunst im öffentlichen Raum – nacktes Entsetzten#
  • HIER Gescheuerte Kunst

Weitere INFOS

  • HIER Portal Kunstgeschichte: Kunst und Politik
  • HIER Goethe-Institut: Wenn die Kunst keine Politik macht, wer sonst
  • HIER DemokratieWebStatt: Was hat Kunst mit Poltik zu tun
  • HIER Deutscher Kulturrat
  • HIER Kunst macht Stark
  • HIER Zentrum für politische Schönheit: „Wir vertreten den radikalen Humanismus – an der Schnittstelle zwischen Aktionskunst und Menschenrechten. Das Zentrum für Politische Schönheit ist eine Verschmelzung aus der Macht der Phantasie und der Macht der Geschichte. Wir lassen Aktionen mit Hochgeschwindigkeit in die deutsche Wirklichkeit krachen.
  • HIER Der Peng! Kollektiv
  • HIER Memminger Kulturlandschaft (mit vielen weiteren Links)
  • HIER Kulturseite auf unserer Internetseite: Kultur in Memmingen und anderswo

  • HIER Nana Oforiatta-Ayim: „Mit Kunst kann man eine Welt erträumen, die es so noch nicht gibt. Sie geht direkt in dein Herz, in deine Seele, man braucht nicht mal Worte.“