1,5 Grad ist tot!

Passend zur Gründung von KIMM – Klimainitiative Memmingen ein Artikel in der SZ und viele Artikel zum obigen Titel: 1,5 Grad ist tot.

Proteste gegen Klimakatastrophe

28. Oktober 2022, SZ: Jesuitenpriester klebt sich vor Justizpalast fest

HIER der Artikel in der SZ

Die Aktion begann genau 100 Sekunden vor zwölf Uhr – das ist die Zeit, die noch verbleibt auf der symbolischen Weltuntergangsuhr. Atomwissenschaftler hatten die einst eingerichtet, um die zeitliche Nähe einer globalen Katastrophe anzuzeigen. In einem am Freitag veröffentlichten offenen Brief weisen mehr als 1000 Akademikerinnen und Akademiker aus 50 Ländern noch einmal darauf hin, dass das global gesetzte Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, schon nicht mehr zu erreichen ist. Bei einer Art Vorlesung versuchten Jörg Alt und die Ökotrophologin Cornelia Huth den Passanten die Hintergründe und Zusammenhänge ihres Anliegens zu erklären. Huths Hoffnung war dabei gewesen, dass „nicht über die Protestform geredet wird, sondern über die Inhalte“. Erwartungsgemäß gelang das nicht.

  • HIER 1,5 Grad ist tot
  • HIER die Seite von extinction rebellion (Extinction Rebellion (XR) heißt übersetzt: Aufstand gegen das Aussterben.)
  • HIER SZ: Aus den Fugen – In Spitzbergen wandelt sich das Klima deutlich schneller als im weltweiten Vergleich. Wie Forschende dort die Krise am eigenen Leib zu spüren bekommen.
  • HIER Seite von Jörg Alt
  • HIER Jörg Alt: Appell an die Verantwortungsträger*innen und Theolog*innen in der katholischen Kirche in Deutschland angesichts der Aktionen gegen die Klimakatastrophe – für zivilen Ungehorsam
  • HIER scientist rebellion – Wir sind Aktivisten mit unterschiedlichem wissenschaftlichem Hintergrund
  • HIER Bundeskanzler Scholz zu Klimaaktivisten: „Nicht auf meinen Beifall gestoßen“

1,5 Grad sind tot

Mehr als 1000 Wissenschaftler*innen warnen: „1,5 Grad sind tot.” Bisher EINE Frau aus Deutschland.

Mehr als 1000 Akademiker:innen aus 50 Ländern unterzeichneten einen offenen Brief an ihre Kolleg:innen und fordern dazu auf, „der Öffentlichkeit klar mitzuteilen, was beim Thema Klimakrise und Biodiversitätsverlust bereits bei Diskussionen innerhalb der Wissenschaft eindeutig ist.” Der offene Brief beruht auf einer Initiative der Klima-Aktionsgruppe Scientist Rebellion und wurde von führenden Akademiker:innen diverser Fachbereiche sowie Leitautor:innen des IPCC unterzeichnet. Die vollständige Namensliste finden Sie [HIER].

Prof. Marta Guadalupe Rivera Ferre, Unterzeichnerin des Briefes, teilte mit: „Dies ist eine wegweisende Stellungnahme der akademischen Gemeinschaft. Sie unterstreicht die dringende Notwendigkeit, dass Expert:innen der Öffentlichkeit, der Politik und der Umweltbewegung deutlich machen, dass es keinen realisierbaren Weg mehr gibt, unterhalb von der 1,5°C-Marke zu bleiben.“

Dr. Stella Nyambura Mbau, promovierte wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich nachhaltiger Entwicklung, hat ebenfalls den offenen Brief unterzeichnet. Sie sagt: „Es ist dringend erforderlich, dass Akademiker:innen aus dem Globalen Norden ihre Stimme erheben und das Versagen klar benennen: 1,5°C Erderwärmung ist nicht mehr einzuhalten – 1,5°C ist tot! Akademiker:innen im Globalen Norden sollten sich ihrer Verantwortung bewusst sein, weil sie den Zentren der politischen und ökonomischen Macht, die dem Handeln für das Klima entgegenstehen, so viel näher sind als ihre Kolleg:innen im Globalen Süden. Das Handeln der Wissenschaft war noch nie so dringend wie jetzt, wo wir einer Welt von weit über 1,5°C entgegen sehen.

Im dem Brief wird festgestellt: „Führende Akademiker:innen akzeptieren, dass es keinen glaubhaften Weg mehr für 1,5°C gibt. Ein Einhalten der 1,5°C würde voraussetzen, dass die globalen Emissionen vor 2025 einen Höhepunkt erreichen und bis 2030 um 43% reduziert werden. Sogar das würde sehr wahrscheinlich dazu führen, dass die 1,5°C-Grenze innerhalb der nächsten zehn Jahre überschritten wird. Das optimistischste Szenario im Bericht des IPCC beruht auf den hypothetischen Einsatz von Technologien zum Entfernen von Kohlendioxid aus der Atmosphäre in großem Maßstab, um die globale Temperatur bis zum Ende des Jahrhunderts wieder herunter zu bringen.

Des Weiteren macht der Brief deutlich: „Weiterhin öffentlich zu sagen, dass das Einhalten des 1,5°C-Limits noch möglich sei, ist nicht länger zu rechtfertigen. Dennoch bestehen Politker:innen, führende Akademiker:innen und Teile der Umweltbewegung weiter darauf, daran festzuhalten. Als Folge daraus werden die Industriezweige mit hohen Emission und Schadstoffausstoß sowie die Entscheidungsträger ungewollt ermutigt, sich einer schnellen Dekarbonisierung entgegen zu stellen.“

Prof. Bill McGuire, weiterer Unterzeichner des Briefes und emeritierter Professor für Geophysik und Klimarisiken am University College London, sagte: „Öffentlich den Eindruck zu erwecken, dass wir auf dieser Seite der Grenze des gefährlichen Klimawandels bei 1,5°C stehen bleiben könnten, ist schlicht verkehrt. Zum einen suggeriert es, dass wir dem allumfassenden Klimakollaps noch ausweichen können, zum anderen entbindet es Politiker:innen von einer Rechtfertigung ihres Versagens, zum dritten bietet es die Chance für dreckige Unternehmen weiter Treibhausgase und Schadstoffe zu emittieren.

Der offene Brief ruft die Gemeinschaft der Wissenschaftler:innen, die in verschiedensten Fachbereichen zu Aspekten des Klimawandels arbeiten, dazu auf, im Vorfeld von COP27 öffentlich auf folgende Weise Stellung zu nehmen:

Erstens, macht deutlich, dass wir das 1,5°C Ziel unweigerlich verfehlen werden, so wie es im letzten Bericht des IPCC dargestellt wird.

Zweitens, setzt als Ziel die Herausforderung, die Temperaturerhöhung „deutlich unter 2°C” zu halten (im Einklang mit dem Pariser Abkommen von 2015), indem ihr den unwahrscheinlichen Annahmen zu möglichen Technologien für negative Emissionen weniger Raum gibt. Das entspricht der wissenschaftlichen Ungewissheit bei diesem Thema und zeigt der Öffentlichkeit die ungeheure Größe der Schwierigkeit, die Kohlenstoffemissionen in Übereinstimmung mit der wissenschaftlich ermittelten Notwendigkeit zu verringern.

Letztens, macht öffentlich deutlich, dass die drei Säulen des Handelns gegen die Klimakrise – Minderung (Mitigation), Anpassung und Ausgleich (von Verlusten und Schäden) – wirksam sind. Das bedeutet, als ein minimaler Startpunkt, dass die reichen Nationen das noch immer nicht-eingelöste Versprechen erfüllen, 100 Milliarden USD pro Jahr an ärmere Länder zu zahlen, damit diese mit dem Klimawandel besser zurecht kommen können.

Zwei Grad Erderwärmung und mehr

Bei einem globalen Temperaturanstieg von 2 Grad Celsius könnten erste Elemente des Klima- und Erdsystems kippen: Ein Großteil der Korallenriffe wäre gefährdet, Permafrostböden würden tauen, das Eis in der Arktis weiter schmelzen und das Meer weniger CO₂ aufnehmen

  • HIER Helmholtz: Welche Teile des Klimasystems drohen bei über 2 Grad zu kippen?
  • HIER WWF: Folgen der Klimakrise: 1,5 Grad versus 2 Grad
  • HIER öekonom: Eine Erde, wie wir sie nicht kennen (wollen) – Wie sieht eine Welt mit 3 Grad globaler Erwärmung aus? Was bedeutet das konkret für Klima und Wetter? Klimaforscher Stefan Rahmstorf schildert in diesem Beitrag aus »3 Grad mehr« die drohenden Folgen – und macht damit deutlich, warum wir sofort entschiedene Klimaschutzmaßnahmen brauchen.

Aus dem obigen Artikel – Eine Erde wie wir sie nicht kennen (wollen). Zitat aus dem Artikel:

„Eine Übersicht der wichtigsten Kipppunkte des Klimasystems zeigt Abbildung 6. Bei all diesen Kipppunkten besteht ein Risiko, dass sie bei 3 Grad Erderhitzung überschritten werden. Bei einigen, wie dem Grönlandeis und dem Westantarktischen Eisschild, ist dies sogar sehr wahrscheinlich, bei der sommerlichen Meereisdecke der Arktis und den Korallenriffen der Erde sogar sicher. Der IPCC kommt zum Schluss, dass schon bei 2 Grad Erwärmung so gut wie alle Korallenriffe absterben; bei Begrenzung auf 1,5 Grad könnten wir noch 10 bis 30 Prozent der Korallen retten. Bereits seit 2015 befindet sich unser Planet in einem globalen Korallensterben.“