Umfahrung Steinheim

Aus aktuellem Anlass:

Die neue Variante zur Entlastung von Steinheim wurde am Montag den 22.05.23 auf einer Bürgerversammlung im Dorfgemeinschaftshaus vorgestellt.

Bei diversen Bürgerbefragungen und -diskussionen kristallisierten sich zwei Forderungen heraus:

  • der Verkehr in Steinheim muss weniger werden – bis zu 13000 Autos am Tag
  • die Flächenversiegelung durch eine „neue“ Umgehung zwischen Steinheim und Europastraße ist zu hoch

Damit war die geplante und von der Verwaltung favorisierte Umgehungsstraße – Variante 1 (siehe Plan unten) vom Tisch.

Mit der Staatsregierung / Straßenbauamt Kempten wurde die neue Variante ausgearbeitet. Folgende Voraussetzungen sind nötig:

  • sie muss den anfallenden Verkehr aufnehmen können
  • es darf keine direkten Zufahrten zu Grundstücken geben

Die vorgeschlagene Lösung


  • Die Europastraße wird vom Kreisverkehr im Norden zur Staatsstraße, über die Egelseerstraße , den Unteren Buxheimer Weg bis zum Oberen Buxheimer Weg
  • Sie biegt dann (von Norden kommend) nach links in den „Unteren Buxheimer Weg“ und wird dann vor dem Sportplatz nach Süden verschwenkt bis zur Amendinger Straße.
  • Im Norden wird die Zufahrt nach Steinheim zurückgebaut (schwarze x), damit der Verkehr tatsächlich nicht nach Steinheim fliesst
  • Im Süden wird die Amendinger Straße auf die neue Umgehung gelenkt und erst dahinter gibt es rechts eine Zufahrt nach Steinheim und nach Links in die verlängerte Teramostraße. Ein Stück der direkten Zufahrt nach Steinheim wird rückgebaut (schwarze x)
  • der Kreisverkehr an der Egelseerstraße bekommt einen „Bypass“ aus Egelsee, damit man direkt auf die Europastraße fahren kann – ohne durch den Kreisel zu müssen
  • Am Unteren Buxheimer Weg wird noch eine zusätzliche Spur gebaut
  • die Straße durch Steinheim wird dann „Gemeindestraße“ und kann umgestaltet werden, Tempo 30 Zonen, Schwellen, Pflanzkübel usw.

Die Diskussion

Folgende Punkte wurden angesprochen:

  • das größte Problem war der Rückbau der Straße im Norden: für Bewohner im Norden ist es ein Umweg, wenn sie nach Heimertingen (oder auch Memmingen) müssen
  • ein weiterer Punkt war der Lärmschutz
  • diskutiert wurde auch, dass es nur diese Lösung (mit Nachbesserungen) gibt oder keine
  • diskutiert wurde der Fahrradweg nach Memmingen – die Überquerung der neuen Staatsstraße im Süden
  • diskutiert wurde die Ausweitung des Industriegebietes nach Norden und damit in direktem Zusammenhang der geplante Flächennutzungsplan
  • gefragt wurde der Zeitplan – wann ist die Straße fertig: laut Herrn Keil Beginn frühestens in drei Jahre (was extrem sportlich ist)
  • gefragt wurde nach den benötigten Grundstücken und der Verkaufsbereitschaft der Grundstücksbesitzer – laut OB schwierig und wenig Bereitschaft

Der Eindruck der Diskussion war seltsam: es wurden hauptsächlich Bedenken vorgebracht, kaum einer betonte die Vorteile für die Steinheimer Bürger:innen. Es entstand der Eindruck, schnelle Erreichbarkeit mit dem Auto ist wichtiger als die Verkehrsberuhigung des Ortes. OB Rothenbacher betonte öfter, wenn die große Mehrheit der Steinheimer dies nicht will, muss es auch nicht umgesetzt werden.

Es ist schade, dass nicht mehr die Vorteile für ALLE Bürger:innen herausgearbeitet wurden: die Verkehrsberuhigung im Ort, die größere Sicherheit, vor allem auch für Kinder, die Möglichkeiten einer neuen Mitte an der Kirche. Diese Vorteile haben alle, einige haben durch etwas längere Wege auch Nachteile.

Leider gibt es nie eine Lösung, die für alle nur Vorteile bringt. Schade ist, dass die eigenen (mehr oder weniger großen) Nachteile oft höher bewertet werden als die großen Vorteile für Viele – einschließlich sich selbst.

Unsere Meinung

  • Unsere Forderung – keine neuen Straßen mehr – ist hier nur zum Teil umgesetzt. Es sind ca. 1,8 km neue Straße nötig
  • es scheint aber, da eine Lösung nur mit der Staatsregierung möglich ist, die konkret einzig umsetzbare Lösung zu sein – mit graduellen Verbesserungen
  • der Ausbau und die Verlängerung der Teramostraße und Umwidmung zur Staatsstraße hätte viele Vorteile: es braucht viel weniger neue Straße und damit weniger Grundstückskäufe und weniger schwierige Verhandlungen mit den Eigentümern
  • wir wissen nicht, ob das ausführlich geprüft und diskutiert wurde. Größtes Hindernis wird sein , dass es von einer Staatsstraße keine direkten Zufahrten zu Grundstücken geben kann.
  • es ist doch immer wieder erstaunlich, wie hoch die eigene Bequemlichkeit ist bzw. wie niedrig die Bereitschaft ist, für sich etwas zu verändern
  • und es ist immer wieder erstaunlich welche Wichtigkeit das Auto hat


Um was geht es – die Vorgeschichte

Fakt ist, dass die Steinheimer Bürger*innen stark vom Durchgangsverkehr betroffen sind und dadurch der Ortsteil in zwei Teile zerschnitten wird.

Die Steinheimer Bürger*innen haben in einem intensiven Prozess und mit viel Beteiligung ein Konzept für den Ortsteil entwickelt, indem die Verkehrsberuhigung einen wesentlichen Teil einnimmt.

Klar ist allen Betroffenen – Steinheimer*innen, Stadtrat, Verwaltung, OB … dass etwas geschehen muss – aber was und wie?

Die Forderung ist eine neue Umgehungsstraße für Steinheim

Präsentation Umfahrung SteinheimHIER

Die Vorschläge

Das positive vorne weg: vom Tisch ist eine Ost-Umfahrung zwischen Steinheim und der Memminger Ach.

Bleibt die West-Umfahrung zwischen der Europastraße und Steinheim. Dazu gibt es 6 Varianten

  • Variante 1: Vollständige Ortsumfahrung beginnden beim Kreisverkehr Abzweigung Steinheim
  • Variante 2: Umfahrung beginnend bei der Straße nach Eglsee
  • Variante 3: Europastraße und auf der Höhe Einfahrt Buxheim Querspange zur Südseite Steinheim (B300)
  • Variante 4/5/6: Europastraße und Frauenhoferstraße (keine neue Straße) und die anderen Querstraßen (untere/ obere Buxheimer Straße und Teramostraße unterschiedlich stark mit einzubeziehen

Die Empfehlung Verwaltung

Die Empfehlung der Verwaltung war eindeutig Variante 1 – vollständig neue Straße

Gründe:

  • Es gibt 80 % Zuschuss, weil es eine echte Umfahrung ist und die B300 dann hier verläuft
  • Europastraße kann nicht zur Umgehung umgewidmet werden, weil es sie schon gibt
  • Die neue Straße kann gebaut werden, ohne dass der Verkehr in den anderen Straßen behindert wird
  • der Neubau ist billiger als ein Ausbau der Europastraße und der Querstraßen
  • und er ist schneller zu verwirklichen als der Ausbau der bestehenden Straßen
  • die bestehenden Straßen können den Verkehr nicht mehr aufnehmen, vor allem auch

Mich hat in diesem Zusammenhang besonders geärgert, dass die Verwaltung so eindeutig zusammen mit den Experten in diese eine Richtung argumentiert hat – es ist kein offenes Verfahren, dagegen zu argumentieren macht es schwierig.

Unserer Meinung nach läßt sich auch anders argumentieren, weil viele Zahlen sehr eindeutig ausgelegt wurden

Unsere Meinung

  • es ist ein politisches Armutszeugnis, wenn die B300 nicht auf die Europastraße verlegt werden kann. Wenn das rechtlich so ist, gehört das Gesetz oder die Richtlinie geändert.
  • auch die Zuschusspolitik ist zu hinterfragen: warum nur 80% Zuschuss bei neuer Straße und nicht auch bei Ertüchtigung der Europastraße
  • die berechneten Kosten (Kauf Grundstücke, Kosten Neubau) wurden unserer Meinung nach zu niedrig berechnet
  • der zeitliche Ablauf (nur wenige Jahre) wurde viel zu positiv bewertet. Es kann lange dauern bis alle Grundstücke in der Hand der Stadt sind (siehe Hurrenstraße) und dann dauert es auch noch bis alle Genehmigungen und Entscheidungen getroffen sind
  • die Belastung für Amendingen wird mehr und ist bisher nicht ausreichend berücksichtig
  • was stimmt: die neue Straße kann ohne Behinderung des bestehenden Verkehrs gebaut werden

Wir fordern

Es ist unserer Meinung nach Wahnsinn, zwischen Europastraße und Steinheim (ca 500 Meter) eine neue Straße zu bauen. Das Projekt ist vollkommen aus der Zeit gefallen. In Zeiten des fortschreitenden Klimawandels und der fortschreitenden Versieglung großer Flächen lässt sich dieses Projekt nicht wirklich begründen.

  • Die B300 auf die Europastraße verlegen
  • dann kann Steinheim SOFORT entlastet werden: Tempo 30 in Steinheim, kein Durchgangsverkehr, Ortseinfahrt an beiden Seiten erschweren
  • Ausbau der Europastraße
  • Ausbau und Öffnung des Oberen Buxheimer Wegs (der am Sportplatz und am südlichen Ortsrand vorbeigeht: in Ortsnähe weiter nach Süden von den Häusern weg verlegen
  • Ausbau und Verlängerung der Teramostraße bis vor zur Donaustraße (hinter Bauhaus und Illerpark)
  • Ausbau der Frauenhoferstraße

Der Verkehr muss entzerrt und nicht gebündelt werden. Damit wird auch das Industriegebiet dezentraler erschlossen und eine Erweiterung des Industriegebietes kann schon jetzt besser geplant werden, bzw. die Querverbindungen können entsprechend besser angeschlossen werden.

Vor allem die bisher gesperrte unteren Buxheimer Straße kann als leistungsfähige Querverbindung ausgebaut werden, ohne den Verkehr auf den anderen Straßen zu behindern.

HIER eine detaillierte Stellungnahme von KIMM Klimainitiative Memmingen e.V.

Zusammenfassung

Dass Steinheim entlastet werden muss ist klar.

Aber den Steinheimern dämmert allmählich, dass der Neubau der Straße länger dauern kann und sie wollen eine schnelle Lösung. Immer mehr glauben, dass dies mit der Verlegung der Bundesstraße schneller gehen könnte.

Wir – und damit meine ich die Bürger*innen, den Stadtrat und die Verwaltung – sollten mit aller Kraft dafür kämpfen die B300 auf die Europastraße zu verlegen – dann könnte Steinheim ganz schnell entlastet werden.

Und noch ein Hinweis: es stimmt dass es immer mehr Verkehr gibt. Aber wo soll das enden? Wenn eine neue Umgehung Steinheim dann auch voll ist, bauen wir dazwischen noch eine Straße? Die A9 von München Richtung Ingolstadt (die meist befahrene Autobahn in Europa) war als ich Jugendlicher war zwei-spurig, dann wurde sie dreispurig, dann vierspurig, heute ist sie fünf-spurig und der Standstreifen kann dazu geschaltet werden. Es ist immer noch Stau. Soll sie sechs/sieben/ fünfzehn-spurig werden?

Eigentlich müsste klar sein, dass wir so nicht weiter machen können. Meine Forderung daher schon seit Jahren: KEINEN Cent in den Neubau von Straßen, dafür ÖPNV und andere kreative Lösungen.

Zum Schluss

In Memmingen wird ein Mobilitätskonzept erstellt. Diese Entscheidung der Verkehrsberuhigung Steinheim muss unbedingt in dieses Konzept mit einbezogen werden. Dies vorher zu entscheiden würde das Mobilitätskonzept schon bevor es gestartet wird ad absurdum führen