
Am kommenden Montag, den 14.12.2020 soll die Entscheidung zum Weinmarkt fallen. Wie bereits beschrieben, gibt es verschiedene Varianten. Wir Die Linke. sind für die Sperrung mit einer Übergangszeit bis 2023. Bis dahin eine echte Einbahnstraßenregelung.
Hier der letzte Teil unserer Serie zum Thema Verkehr, Einzelhandel, Weinmarkt, diesmal „Fahr gemeinsam“
- Teil 1: Weinmarkt undVerkehrswende
- Teil 2: Weinmarkt, Handel und mehr
- Teil 3: Weinmarkt – Einzelhandel MM
- Teil 4: Weinmarkt und das Auto

Vorneweg das Beste
Am wichtigsten ist zu überlegen: muss diese Fahrt sein? Beim Energiebedarf ist die beste Einsparmöglichkeit Energie nicht zu brauchen. So auch beim Verkehr. Jede Fahrt die nicht gemacht wird spart Energie UND Zeit.
Die zwei besten Fortbewegungsmittel sind:
- zu Fuß gehen
- Fahrradfahren
Beide können auch hervorragende gemeinsam gemacht werden. Aber auch wenn sie allein gemacht werden, sind sie nicht umweltschädlich und machen allein und gemeinsam viel Spass, und fördern die Gesundheit.
Es sind die beiden Fortbewegungsmittel ohne Ausstoss von Schadstoffen und diejenigen mit dem geringsten Platzbedarf, sowohl im Verkehr als auch beim „Parken“.
Aber auch hier gilt: „verbinden“ sie sich, fahren sie gemeinsam zu Arbeit,zum shoppen oder zum Vergnügen. Es macht einfach mehr Spass und kann auch sicherer sein.
Wenn schon fahren, dann öffentlich

Öffentlich fahren ist in Großstädten bereits einfach und bequem möglich. In kleinen Städten wie Memmingen oder auf dem Land ist es schon schwieriger bis unmöglich. Die Preise sind zu hoch und das Tarifsystem ist unüberschaubar und kompliziert, es gibt keine (oder kaum) größere Verkehrsverbünde und es gibt Zeittakte die nicht zum Fahren einladen.
Aber es gilt: es führt kein Weg vorbei am Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Das weiss auch jede*r (jede Partei), das sagt auch jede*r (jede Partei), aber in der Praxis geht es extrem langsam vorwärts. Es gibt immer viele Gründe, warum es nicht geht (manche sind nachvollziehbar, die meisten vorgeschoben).
Daher hier noch einmal die wichtigsten Forderungen:
- alles Geld in den Ausbau des ÖPNV – kein Neubau von Straßen
- ein einheitliches, übersichtliches und einfaches Tarifsystem
- Senkung der Preise: 100€ Ticket, 365€ Jahresticket, Sozialticket für Menschen mit wenig Geld,
- kostenlos für Kinder, Jugendliche und Schüler
- und auch hier ganz wichtig: Verbünde sind die Zukunft. Ein Ticket in einem großen Raum. Vorbild ist der Münchner Verkehrsverbund mit den S-Bahnen weit hinaus aufs Land.
Memmingen hat den ersten Schritt gemacht und ist dem VVM – Verkehrsverbund Mittelschwaben beigetreten. Wichtig ist für Memmingen auch einen Verbund mit dem württembergischen Nachbarn zu machen. Auf der württembergischen Seite ist das „DING“.
Wir wissen das kostet Geld, viel Geld. Aber wenn man jetzt in Corona-Zeiten sieht, wie plötzlich Geld in „Massen“ vorhanden ist und mehr oder weniger sinnig verteilt wird: wieso ist das nicht möglich für Maßnahmen die vielen Menschen dienen und und zum Schutz des Klimas beitragen?
Wenn schon fahren und nicht öffentlich – dann wenigstens gemeinsam
Für viele Menschen wird das Auto auch in naher Zukunft wichtig bleiben und oft die einzige Wahl zur Arbeit, zum Einkaufen oder zum „Vergnügen“ zu kommen.
Das Problem ist erst einmal nicht das Auto, sondern dass heute nahezu jeder über 18 ein Auto besitzt, das die meiste Zeit steht (und viel Platz braucht) und wenn es genutzt wird, meist von EINER Person (obwohl Platz für fünf ist). Mit einer Tonne Blech (und mehr) werden 80 kg Mensch bewegt.
Beim individuellen Autoverkehr ist es besonders wichtig nach gemeinsamen Lösungen zu suchen.
Unsere Städte sind verstopft. Die Straßen sind voll. Dafür sind die Autos: leer. Denn in fast jedem Auto sitzt nur eine Person. Vier Sitzplätze bleiben frei. Im Schnitt fahren 1,46 Personen im Auto. (Anfrage der Linken im Bundestag). Bei 90% der Fahrten sitzt eine Person im Auto. Privatbesitzer nutzen ihr Auto im Durchschnitt täglich nur für eine Stunde.
Welch eine Verschwendung von Ressourcen.
Damit eine Verkehrswende in den Städten gelingen kann, muss noch einiges passieren. Vor allem in unseren Köpfen.
Ziel muss es sein, den individuellen Autoverkehr zu reduzieren zugunsten von gemeinsamen Fahrten. Da gibt es bereits einiges:
- Fahrgemeinschaften zur Arbeit: dies funktioniert ja bereits ganz gut. HIER Infos und Tipps vom Umweltbundesamt
- Mitfahrzentralen: (auch Mitfahrdienste) sind Organisationen, die Fahrgemeinschaften (auch Mitfahrgelegenheiten) vermitteln. HIER die 10 wichtigsten Mitfahrportale in Deutschland
- Nachbarschaftsauto: privates Auto-Teilen dient vor allem in ländlichen Regionen und kleineren Städten als Pendant zum Carsharing, das es vor allem in Großstädten gibt. Ist noch im Anfangsstadium und daher relativ teuer. HIER weitere Infos
- Carsharing: Wer nur hin und wieder ein Auto braucht, für den ist CarSharing günstiger als ein eigenes Auto. HIER Angebots- und Preisvergleich der verschiedenen Modelle

Wir brauchen einen „Mietendeckel der Mobilität“: einen Autobahndeckel
Wenn gemeinsam – da geht noch mehr, vor allem in kleinen Städten und auf dem Land
Hier einige Anregungen und Fragen
- warum gibt es keine Car-sharing Modelle auf dem Land? Z.B. zwei Autos in jeder Gemeinde, die sich jeder einfach ausleihen kann?
- warum gibt es keine Mitfahr-App im Landkreis und in Memmingen?
- warum gibt es keine Ausleihmöglichkeit von Fahrrädern, Lastenrädern, Rollern … z.B. an den Parkhäusern in Memmingen?
- warum wird nicht in den Landkreisen eine ehrenamtliche Mitfahrbörse geschaffen?
- warum wird nicht eine Marketing-Offensive gestartet um auf „Vereins/Bürger -Ebene neue Modelle zu schaffen und warum werden diese Initiativen – wenn es sie gibt – nicht massiv unterstützt?
- Warum wird die Innenstadt in Memmingen nicht zur autofreien Zone?
Unserer Meinung nach braucht es beides: Angebote und Druck/Entscheidung. Das beste Beispiel ist das Rauchverbot in Bayern: eine Erfolgsgeschichte von Anfang an – trotz massiver Bedenken!
Weitere Infos
- Next mobility: Mobilitätskosten – Eigenes Fahrzeug oder Verkehrsmittelmix?
- VCD: Auto teilen statt besitzen
- ADAC: Carsharing Vertrag
- Umweltbundesamt: Car-Sharing
- München: Stattauto München – als Beispiel
Gemeinsam – das Umdenken beginnt im Kopf

Es gibt inzwischen – auch auf dem Land einige Möglichkeiten, auf das eigenen Auto zu verzichten. Aber vieles das überlegt und angeboten wird, wird nach kurzer Zeit wieder eingestellt oder bleibt ein Zuschuss-Geschäft, weil es von den Bürger*innen nicht genutzt wird.
Wie Die Linke. denken, das „Umdenken“ braucht seine Zeit. ABER: die Politik/der Stadtrat Memmingen muss mit mutigen Schritten voran gehen und die notwendigen und wichtigen Maßnahmen beschliessen, auch wenn es am Anfang (oder vielleicht immer) mehr Geld kostet.
Es braucht für die Bürger*innen positive / erlebbare Beispiele und Möglichkeiten, damit ein Umdenken überhaupt stattfinden kann. So wird ein Prozess in Gang gesetzt, der in immer größerer Geschwindigkeit in die richtige Richtung geht.
Umdenken beginnt im Kopf – ist ein Prozess und braucht Zeit – aber auch positive Unterstützung
HIER Energiestiftung Schweiz: Die Verkehrswende beginnt im Kopf
„Autos müssen aus unseren Köpfen, Häusern, Garagen und Strassen entfernt und am Rand unserer Lebensräume untergebracht werden. Erst wenn die Strassen wieder Lebensräume sind, kommt es zur Verkehrswende“.
Das private Auto bietet so viele Vorteile, dass ein Umdenken schwierig ist. Es bietet vor allem Freiheit oder das Gefühl von Freiheit.
Und es ist bequem – zumindest für die Mehrheit, die sich ein Auto leisten kann. Und es ist unbequem mit dem ÖPNV zu fahren oder mit dem Fahrrad.
Bequemlichkeit und SOFORTIGE Bedürfnisbefriedigung sind zu einem wichtigen Merkmal unsere Lebens geworden. Bequemlichkeiten werden von unseren Gewohnheiten bestimmt. Es ist bequem, das zu tun und zu denken, was wir gewohnt sind. Denn für die meisten bedeutet Abweichungen von unseren Alltagsgewohnheiten Stress und Anstrengung.
Das Umdenken hat bereits begonnen.
Es liegt an uns, dieses Umdenken mit positiven Anreizen zu verstärken. Vieles wurde oben und in den Artikeln vorher angesprochen. Es müsste schneller gehen und mit mehr Mut. Oft fehlt der Mut für die richtigen und wichtigen Entscheidungen – vor allem in der Kommunalpolitik.
Und noch eine Buchempfehlung: Die Zukunt denken

HIER die Seite von Mario Sixtus und unten ein Ausschnitt aus seiner Internetseite zu seinem Buch.
Früher war mehr Zukunft. Jetzt ist eigentlich nur noch Gegenwart. Wo sind all die Utopien hin? Warum gibt es Zukunft fast nur noch in den Geschmacksrichtungen dramatisch, düster oder furchteinflößend?
In seinem Essay fragt Mario Sixtus, was Zukunft eigentlich ist und warum sich unser Umgang mit ihr immer so schwierig gestaltet. Warum sehnen sich die meisten Menschen einerseits nach etwas, das sie noch nicht haben, wünschen sich andererseits aber eine Zukunft, die sich möglichst gar nicht von der Gegenwart unterscheidet? Oder gibt es vielleicht zwei Sorten Zukunft: eine kleine, private, die niemanden sonst etwas angeht, und eine große, politische, globale? Oder ist genau diese Unterscheidung ein fataler Trugschluss?
Mario Sixtus rückt sein Thema immer wieder in ein überraschendes Licht. Er durchstreift neugierig die Erkenntnisse der Neurowissenschaft und der Philosophie, spannt den Bogen von der Popkultur über die Evolutionspsychologie zur aktuellen Politik und darüber hinaus – immer auf der Suche nach einem Zugang zur Zukunft. Vielleicht ist am Ende alles nur eine Frage der Empathie – zu dem Menschen, der wir einmal sein werden.
HIER noch ein Beispiel: Auf utopischer Ebene würde gesellschaftlicher Umbau nicht funktionieren, im Kleinen schon. Das sehe man an den Beispielen Rauchen in öffentlichen Räumen oder FCKW-Verbrauch. Mit gesellschaftlichem Druck funktioniere das.
Wichtig sei, Empathie für das eigene Zukunfts-Ich zu entwickeln, und nicht so nachlässig mit der Person umzugehen, die wir einmal sein werden.
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